Noch im Mai stand es um Mine und Land schlecht. Durch die internationale Wirtschaftskrise war der Preis für Rohdiamanten stark gefallen, in den ersten drei Monaten des Jahres brach das Bruttoinlandsprodukt um fast zwanzig Prozent ein. Vier Minen des größten Diamanten-Produzenten Debswana mussten erst einmal schließen, darunter Orapa. Die Arbeiter wurden zwar noch bezahlt, sahen jedoch einer unsicheren Zukunft entgegen.
Neun Monate später scheint die Krise nun überstanden. "Mit dem leichten Aufschwung der Weltwirtschaft ist auch die Diamanten-Nachfrage wieder gestiegen," sagt Linah Moholo, Gouverneurin der Botswanischen Zentralbank, "wir hoffen, dass es jetzt so weiter geht." Für das zweite Halbjahr 2009 geht sie von einem Wirtschaftswachstum aus, wenn auch nur von 1,3 Prozent. Drei Minen haben die Arbeit wieder aufgenommen.
Botswana als Musterland?
"Botswana bietet Investoren eine gute Infrastruktur, Rechtssicherheit und eine liberale Wirtschaftspolitik," sagt Helmut Elischer von der Friedrich-Ebert-Stiftung in der botswanischen Hauptstadt Gaborone, "und Präsident Khama weiß, dass sich das Land unaufhörlich modernisieren muss, um im globalen Wettbewerb mithalten zu können."
Im Oktober wurde Ian Khama zum Präsidenten gewählt. Seine Partei Botswana Democratic Party (BDP) konnte bei den Parlamentswahlen mit 45 der 57 Sitze eine Mehrheit erzielen - trotz der Krise. Die Wahlen verliefen frei und fair, internationale Beobachter lobten das Land. Nun allerdings muss die neue Regierung ihre Versprechen einlösen, die Wirtschaft muss weiter diversifiziert, der Tourismus-, Export- und Finanzsektor ausgebaut werden. Das Musterland braucht Nahrungsmittelsicherheit, mehr Beschäftigung und ein besseres Gesundheitswesen.
"Die neue Regierung hat im Wahlkampf handfeste Ergebnisse versprochen," sagt Helmut Elischer, "und sich hohe Ziele gesteckt. Botswana soll bald den Status eines Industrielandes erreichen und auf Augenhöhe mit Europa und den USA stehen." Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise hat das Land jedenfalls überstanden und ist auch bei den Wahlen in schwierigen Zeiten nicht von seinen Prinzipien abgewichen. "Seit 43 Jahren herrschen friedliche, demokratische Zustände," betont Elischer, "zum zehnten Mal haben die Menschen in Botswana bewiesen, dass Demokratie auch in Afrika lebt."
Regierung ohne Opposition
Dabei lässt sich zwar auch im Musterland noch einiges verbessern. Die Botswana Democratic Party (BDP) regiert zwar demokratisch, ist jedoch seit der Unabhängigkeit des Landes 1966
ununterbrochen an der Macht. Die Opposition in Botswana ist zersplittert und schwach, sie hat nur geringe finanzielle Ressourcen und wird von den meisten Menschen nicht als realistische
Alternative angesehen. Zudem wird Khama ein autokratischer Führungsstil vorgeworfen, er hat ehemalige Militärs in Regierungsposten berufen und ein restriktives Mediengesetzes durchgeboxt. "So
lange die politischen Freiheiten der Menschen, Parteien und zivilgesellschaftlichen Gruppen nicht eingeschränkt und Wahlen frei und transparent organisiert werden, sehe ich jedoch keine Gefahr,"
schließt der Repräsentant der Ebert-Stiftung Elischer.
Die Arbeiter in der Orapa-Mine sind wieder beschäftigt, der Supermarkt vor Ort verkauft neue Waren und die botswanische Regierung ist auf den Warnschuss der Weltfinanzkrise angesprungen.
Gerade hat sie neben einem neuen Abkommen, das Investitionen von mehr als 3 Milliarden Dollar in den Diamanten-Abbau in den nächsten fünfzehn Jahre vorsieht, auch die Errichtung eines
Naturreservates unterzeichnet, dass zum Touristenmagnet und Weltkulturerbe werden soll.
Wenn im kommenden Jahr im Nachbarstaat Südafrika die Fußball-Weltmeisterschaft stattfindet, will sich Botswana als Refugium für die Tage zwischen und nach den Spielen präsentieren. "Die
größte Elefantenherde Afrikas wartet bereits," sagt der botswanische Tourismusminister Kitso Mokaila, "neben vielen schönen Diamanten."
Mehr Informationen finden Sie unter http://www.fes.org.bw/
arbeitet als freier Autor mit Schwerpunkt Afrika, Lateinamerika und Naher Osten.