Schwesig: „Jugendliche sollen Politiker wach halten“
Der J7-Jugendgipfel findet noch bis zum 14. Mai in Berlin statt. Engagierte Mädchen und Jungen im Alter von 14 bis 18 Jahren aus den G7-Staaten, EU-Staaten und Entwicklungsländern nehmen daran teil. Unter dem Motto „Responsibility to Act“ (Verantwortung zu handeln) diskutieren die Jugendlichen aus 19 Staaten Lösungsmöglichkeiten für globale Probleme wie den Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit und die Diskriminierung von Mädchen und Frauen.
Am 11. Mai stellten drei Teilnehmer aus Deutschland, Kanada und Japan die Ergebnisse des Jugendgipfels in der Bundespressekonferenz vor. Anwesend waren auch Bundesjugendministerin Manuela Schwesig und Alexander Gerst, Astronaut, Unicef-Botschafter und Unterstützter des J7-Gipfels.
„Jugendliche können an Problemem mitarbeiten“
Sang-Jin Kim (17) aus Deutschland betonte, dass drängende globale Themen sofort bearbeitet werden sollten: „Wir als junge Generation müssen jetzt handeln für alle, die nach uns kommen.“ Der J7-Jugendgipfel biete Jugendlichen aus aller Welt die Möglichkeit, an Problemen mitzuarbeiten. Seine Forderung an die G7 lautet, die weltweite Kinderarmut zu beseitigen: „Kinderarmut ist nur eine Konsequenz einer ungerechten Wirtschaft“, so der 17-Jährige. Zudem werde die Umwelt rücksichtslos zerstört. „Wir brauchen eine Wirtschaft, die ökologisch und sozial nachhaltig ist“, sagte Kim. Unternehmen müssten sich stärker an die so genannte „corporate social responsibility“ (Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung) halten, die auch rechtlich stärker bindend sein sollte.
Gala Cockovska (18) aus Kanada, die sich an ihrer Schule für Geschlechtergerechtigkeit einsetzt, forderte die G7 auf, die Diskriminierung von Mädchen und Frauen weltweit zu beenden. Zudem sollten Jugendliche stärker in politische Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Cockovska schlug vor, weltweit Jugendräte auf lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene zu gründen: „Jugendliche sollen als Kollektiv arbeiten und mit Hilfe ihrer Regierungen, NGOs und Unicef trainiert werden, sich sozial und politisch zu engagieren.“ Sie warnte davor, jungen Menschen zu verweigern sich einzumischen: „Wenn wir nicht an politischen Prozessen beteiligt werden, verfallen wir in Apathie und Untätigkeit." Gleichzeitig rief Cockovska zu mehr Eigeninitiative auf: „Wir müssen auch selbst handeln und uns einmischen.“
Diskriminierung von Frauen stoppen
Miku Migita (16) aus Japan forderte die G7 auf, die Situation von Frauen weltweit zu verbessern. Der ungleiche Zugang zu Bildung, das hohe Lohngefälle zwischen Männern und Frauen, sexuelle Belästigung und Gewalt an Frauen seien die Hauptprobleme. „Geschlechterungleichheit ist ein sehr ernstes Problem. Es geht hier um grundlegende Menschenrechte“, so die 16-Jährige. Sie forderte dazu auf, starre Geschlechterrollen aufzubrechen und schlug vor, weltweit Unterstützungs-Netzwerke von Frauen für Frauen zu gründen.
Der J7-Gipfel wird vom Bundesjugendministerium und Unicef organisiert und versteht sich als Spiegelbild des G7-Gipfels in Schloss Elmau. Bundesjugendministerin Manuela Schwesig sieht in ihm ein wichtiges Instrument, Jugendliche stärker an politischen Prozessen zu beteiligen: „Die Jugendlichen haben demokratisch abgestimmt, welche Themen für ihre Zukunft wichtig sind. Elmau betrifft die Zukunft der jungen Leute. Sie sollen daran beteiligt sein. Man kann nicht einfach über ihre Köpfe hinweg entscheiden.“ Sie sei überzeugt, dass Jugendliche etwas ausrichten könnten und forderte sie auf, „die Politiker wach zu halten“. Deutschland habe dabei eine Vorbild-Rolle. „Bereits in Heiligendamm haben wir einen Jugendgipfel veranstaltet“, erinnerte die Ministerin. Ziel sei es, einen solchen Gipfel auch in anderen Mitgliedsländern der G7 zu veranstalten.
Die Zukunft aktiv mitgestalten
Unicef-Botschafter Alexander Gerst betonte, dass der J7-Gipfel eine „tolle Chance“ sei, „gemeinsam mit Jugendlichen aus aller Welt an wichtigen Themen zu arbeiten. Wir dürfen die Zukunft nicht allein irgendwelchen Experten oder Gremien überlassen“, sagte der Astronaut. „Kinder sind die Zukunft unseres Planeten. Jeder kann dazu beitragen, unsere Erde zu bewahren, sie friedlicher und gerechter zu machen!“
Am Nachmittag des 11. Mai übergaben die jungen Aktivisten Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Positionspapier mit Forderungen zu den Themen Umweltschutz, gerechter Ressourcenverteilung und der Stärkung der Rechte von Mädchen und Frauen. Ob die Teilnehmer des G7-Gipfels auch wirklich auf die Forderungen der jungen Menschen eingehen werden, wird sich zeigen. Gala Cockovska drückte es so aus: „Wir werden ernst genommen, aber es gibt immer Raum für Verbesserungen.“ Ginge es nach ihr, würde es jedes Jahr einen J7-Jugendgipfel geben. „Wir brauchen eine konstante Vertretung“, so die Kanadierin.
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