Patrick Dahlemann: „Die USA sind kräftig gespalten“
Herr Dahlemann, Sie sind seit Samstag in Washington: Wie ist die Lage vor Ort?
Als ich am Flughafen ankam, protestierten dort hunderte Menschen gegen das von Donald Trump erlassene Einreiseverbot – ein krasser Moment. Überall in der Stadt sieht man Menschen mit Plakaten, es ist viel Polizei auf den Straßen, jeden Abend finden Demonstrationen statt. Das Land ist kräftig gespalten, das kann man deutlich spüren.
Die Vereinigten Staaten gelten als Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Ist dieses Bild nun Geschichte?
Es ist schon eine Besonderheit, dass gerade in dem Land, in dem die Freiheit so hoch gehalten wird wie in kaum einem anderen Staat, nun so an den Grundrechten gerüttelt wird. Was hier aktuell passiert, stimmt einen schon sehr nachdenklich.
Ein Warnsignal auch für Deutschland?
Wir eilen den Entwicklungen in den USA in großen Schritten hinterher. Dass die AfD als treibende Kraft dahinter ausgerechnet Trump feiert, der mit seiner Politik den Wohlstand in Deutschland massiv gefährdet, ist fast schon schizophren. Auch deshalb müssen wir den Rechtspopulisten in Deutschland und Europa gerade jetzt entschlossen gegenüber treten. Mehr Solidarität und mehr Europa müssen die Antwort sein. Die SPD unter Martin Schulz kann sie geben.
Sie sind Staatssekretär für Vorpommern: Was machen Sie in den USA?
Ich nehme an einer Informationsreise des US State Departments teil, zu der ich im Oktober 2016 eingeladen wurde. Das Thema heißt „Hass begegnen und Toleranz vermitteln“. Es geht darum, den Hass, der gerade in den sozialen Netzwerken und über Fake News erzeugt wird, professionell zu kontern. Die Frage, wie wir uns darauf einstellen, ist wichtig für Politik und Zivilgesellschaft gleichermaßen, gerade im Wahljahr. Das Land Mecklneburg-Vorpommern kostet diese Reise keinen Cent.
Die AfD hat sie dennoch als „Weltenbummler“ tituliert und Ihnen Untätigkeit vor Ort vorgeworfen. Wie reagieren Sie darauf?
Es ist einfach nur lächerlich, was da abgezogen wird. Diese Leute glänzen vor Ort durch Abwesenheit, während ich sieben Tage die Woche für Vorpommern unterwegs bin. So habe ich meinen Wahlkreis gewonnen. Die Strategie der AfD basiert darauf, dass ein bisschen was schon hängen bleiben wird. Sie schießen sich damit ein Eigentor. Aktionen wie diese steigern nur meine Motivation!