International

Osama – andere werden folgen

von Uwe-Karsten Heye · 3. Mai 2011
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Dies wird solange gehen, solange der Westen sich davor drückt, den von ihm mitverschuldeten Terror sozialer Ungleichheit und Armut überwinden zu helfen. Auch Europa - und hier trägt deutsche Politik Mitverantwortung - hat als Antwort gegenwärtig nur Schengen und Frontex.

Beides dient zur Abschottung und beides bedarf der Hilfe durch korrupte Despoten wie den Libyer Gaddafi. Der zumindest war Europa lange gut genug dabei zu helfen, schwarz-afrikanische Flüchtlinge abzufangen, sie in der Wüste auszusetzen und dafür einige Millionen Euro zu kassieren. Das kann nicht nur empfindsame Gemüter auf die Palme bringen. Und unsere gefühlte moralische Überlegenheit über die Osamas der Welt, die den Zorn der Opfer ökonomischer Ausbeutung instrumentalisieren, welkt dahin.

Beispiel Nigeria und das Zusammenspiel zwischen multinationalen Ölkonzernen und dem, was sich da als politische Elite aufspielt. Da spiegelt sich, was derzeit in vielen rohstoffreichen Regionen der Welt passiert. Eliten werden gekauft und im Amt gehalten durch Millionen Dollar oder Euro und Waffenlieferungen aus West und Ost und das Land verkommt.

Osama ist tot und unsere Kanzlerin aus christlichem Haus freut sich darüber. Ob ihr entgangen ist, dass nicht das Alte Testament Orientierung der Christen ist? Nicht Auge um Auge, Zahn um Zahn, sondern die Bergpredigt ist das Vermächtnis. Es bedurfte gewiss nicht ihres Beispiels, um zu bemerken, wie schwierig es ist, auch seine Feinde zu lieben. Jeder weiß, wie schwer es ist, oft sogar unmöglich, einer solchen Devise zu folgen. Aber sich über ein Schussloch in Kopf und Brust zu freuen, fordert doch die Frage heraus, ob nicht etwas mehr Demut angemessen wäre, angesichts der Unzulänglichkeit auch der eigenen Politik. Freude jedenfalls kommt da nicht auf.

Autor*in
Uwe-Karsten Heye

War vorwärts-Chefredakteur von 2006-2010 und ehemaliger Regierungssprecher der Bundesregierung.

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