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Kraftvolle Kämpferin

von Carolin Hipp · 1. Dezember 2009
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Nais Mason wurde 1960 in Kenia geboren und verlebte ihre Kindheit sowohl in Afrika als auch in Amerika. Im Alter von 15 Jahren schickte Nais' Vater sie endgültig nach Kenia, wo sie zur High-School ging, anschließend als Aushilfslehrerin arbeitete und einen Buchführungskurs an einem College belegte. Vor dem Hintergrund, dass sie in beiden Kulturen sozialisiert wurde, gelingt es ihr in ihrem Buch beide Lebenswelten gut gegenüber zu stellen. Der Kontrast zwischen Afrika und westlicher Welt zieht sich als roter Faden durch das Buch.

Infiziert vom eigenen Ehemann

Während ihrer College-Zeit lernte Nais ihren zukünftigen Ehemann kennen, mit dem sie zwei Kinder bekam. Er wurde zum Trinker, schlug sie und infizierte sie mit dem HI-Virus. Obwohl die Diagnose der tödlichen Krankheit zunächst den Zusammenbruch ihres eignen Lebens bedeutete, galt Masons Hauptsorge dem Wohl ihrer Kinder: Sie wollte verhindern, dass sie zu den eine Millionen kenianischen Aids-Waisen gehören und zog daraus die unbeschreibliche Kraft gegen das Virus zu kämpfen. Ihre Erzählung ist so ergreifend, dass der Leser von Anfang an mit ihr mitbangt und mitkämpft.

Da Nais Mason zunächst noch bei einer Bank arbeitete, konnte sie sich von einem guten Arzt behandeln lassen. Doch diesen Job verlor sie wegen des Virus und fand aufgrund ihrer Krankheit auch keinen neuen. Sie schafft es, ein gutes Bild vom schweren Lebensalltag HIV-Infizierter in Afrika zu malen: Für die meisten bedeutet eine Infektion aufgrund tief in der afrikanischen Gesellschaft wurzelnder Vorurteile sozialen Abstieg und damit eine schlechte oder gar keine medizinische Behandlung.

Von der Hilfsbedürftigen zur Helfenden

Nais Mason gab jedoch nicht auf und eröffnete einen Kiosk. Neben dem Verkauf ihrer Waren leistete sie ihren Kundinnen große Hilfe bei deren Sorgen. Sie lernte, sich gegenüber anderen zu öffnen und gewann durch Zuhören und Erzählen ihr Vertrauen.

Ihre Freude daran, anderen Menschen zu helfen, brachte Mason schließlich dazu, sich stärker zu engagieren: "Ich war nicht mehr hilfsbedürftig - nein, ich war diejenige, die anderen half. Mit jedem Monat wuchs mein Selbstvertrauen und das Verlangen, für diese Frauen, die in Not geraten waren, noch mehr zu tun."

Mason engagierte sich zuerst bei einer nationalen, später auch für internationale Hilfsorganisationen. So wurde sie im Laufe der Jahre unter anderem auch als Aids-Beauftragte der WHO und für UNICEF tätig. Seit 2009 ist Nais für den United Nations Population Fund (UNPF) als Beraterin für ganz Afrika zuständig. Außerdem gründete sie zwei eigene Organisationen - die "Women fighting AIDS in Kenya" (WOFAK) NETPOWCHY, die den Schwerpunkt auf "häusliche Gewalt" legt. Interessant beschreibt Nais den Kampf gegen ihre eigene Krankheit, der immer mehr ein Kampf gegen die tödliche Krankheit im Allgemeinen wurde.

Netzwerk aus Hilfsorganisationen, Anwälten und Kliniken

Bereits in einer frühen Phase ihres Engagements, flog Mason - in der Hoffnung eine bestmögliche medizinische Behandlung zu bekommen - nach Amerika. In ihrem Buch berichtet sie, wie sie sich dort ein großes Netzwerk aus Hilfsorganisationen, Anwälten, Kliniken und anderen Gruppen aufbaute, die sie mit kostenloser Hilfe und Spenden unterstützten, so dass sich ihr gesundheitlicher Zustand schnell besserte.

Den Konflikt des unterschiedlichen Umgangs, der Unterstützungen und medizinischen Versorgung von Aids-Patienten nur aufgrund der Tatsache, dass sie auf verschiedenen Kontinenten leben, verstärkte ihren Willen, sich weiterhin stark zu machen für mehr Gerechtigkeit in dieser Welt: "Und wenn ich später einmal sagen kann, ich habe meinen Teil dazu beigetragen, dass diese Welt eine bessere geworden ist, dann habe ich alles erreicht, was ich erreichen wollte."

Nais Masons Geschichte ist realitätsnah und beschreibt auch die Geschichten vieler anderer Frauen in Afrika. Sie verwendet eine sehr klare, verständliche Sprache und leistet mehr als nur Aufklärungsarbeit. Sie beschreibt die alltägliche Ungerechtigkeit und räumt mit Vorurteilen auf. Sie lässt den Leser zudem auch an der uns fernen Kultur, Politik und dem sowohl modernen als auch noch sehr traditionellen Leben in Afrika teilhaben. Durch ihre bildliche Erzählweise und ihre - wie sie es selbst beschreibt - Lebens-Achterbahn wird der Leser gefesselt.

Übrigens fließen alle Einnahmen aus dem Verkauf des Buches in Nais' Projekt NETPOWCHY.

Carolin Hipp

Nais Mason: Meine Kraft ist die Hoffnung, Patmos-Verlag 2009, ISBN: 978-3491360242, 18 Euro

Autor*in
Carolin Hipp

studiert an der Universität Potsdam.

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