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„Her mit dem verdammten Geld“

von Mathias Ostertag · 20. September 2010
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"Als ich jung war, glaubte ich, Geld sei das wichtigste im Leben. Jetzt wo ich alt bin, weiß ich, dass es das Wichtigste ist." So beschreibt der irische Schriftsteller Oscar Wilde sein Verhältnis zum Geld. Und es gibt sicherlich nicht wenige Mitmenschen, die ihm beipflichten würden. Egal ob in der Bibel: "Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon" (Matthäus 6,24) oder bei Marx: "Die ökonomische Charaktermaske des Kapitalisten hängt nur dadurch an einem Menschen fest, dass sein Geld fortwährend als Kapital funktioniert", das Geld ist stets in aller Munde, egal ob es positiv oder negativ besetzt wird.

Es gibt noch unzählige weitere Sprichwörter oder Zitate, die sich um "das liebe Geld" drehen. Und es gibt nun ein Buch vom Gründungsredakteur der ZDF-Sendung WISO, Uli Röhm, das sich ausschließlich mit dem Thema Geld befasst. Die Beiträge auf 227 Seiten des Buches kommen von bekannten Journalisten und Wissenschaftlern diverser universitärer Fachrichtungen.

Exakt dreizehn Trillionen Taler und dreizehn Kreuzer
So beschäftigen sich Fritz-Rudolf Künker und Sebastian Steinbach in ihrem Beitrag "Von der Schnecke bis zum Euro" mit der Geschichte der Münzen von der Antike bis zur Neuzeit, während Andreas Platthaus den Sprung nach Entenhausen wagt, um das Gesamtvermögen der reichsten Ente der Welt, Dagobert Duck, zu berechnen: "Exakt dreizehn Trillionen Taler und dreizehn Kreuzer". Da kann man ja fast neidisch werden.

Die Volkskundlerin Sabine Wienker-Piepho dagegen widmet sich den eingangs bereits erwähnten Sprichwörtern zum Geld. "Es ist nicht alles Gold, was glänzt" oder "mit einem goldenen Löffel im Munde geboren werden" sind heute noch geläufige Sprichwörter. Und das Geld wird vielfach umgangssprachlich mit anderen Wörtern besetzt. Man kann "Geld wie Heu haben" oder bezahlt im Supermarkt mit Moneten, Knete oder Kohle.

Blüten und Herrennoten
Selbst dem Fälschen von Geld wird ein Kapitel gewidmet. Der Herausgeber, Uli Röhm, hat die Falschgeldstelle der Deutschen Bundesbank besucht, um seinen Beitrag mit interessanten Fälschergeschichten und raffiniert gefälschten "Blüten" zu bebildern. So wurde ein 300 Euro Geldschein, die sogenannte Herrennote, mit nackten Frauen als Motiv kurzzeitig in den Umlauf gebracht und sogar 50 Mal eingekauft.

Ein wahrer Geldfresser sind Spielautomaten. 1904 sind diese auch erstmals in Deutschland aufgetaucht. Nachdem sie zu Beginn rein mechanische Automaten waren, sind sie inzwischen zu hochdigitalen Geräten herangewachsen. Doch der Zweck bleibt der selbe, wie die beiden Autoren Volker H. Isenmann und Christopher Röricht schreiben: "Geld gewinnen". Der Beitrag präsentiert auch viele schöne Bilder echter Raritäten des Spielautomatengeschäfts.

Her mit dem Geld
Interessant auch der Essay von Peter Gillies "Die Welt ohne Geld. Ein charmantes Schreckensszenario". Eine Welt ohne Geld, für viele Menschen vermutlich unvorstellbar. Denn es wäre ein Rückfall ins Tauschgeschäft: "Sieben Maß Mehl gegen ein Schaf" oder noch besser "drei Kamele gegen eine jungfräuliche Braut". Doch eigentlich sei die Abschaffung des Geldes unmöglich. Denn: "Die Vermessung der Welt geschieht mit Geld - oder besser, mit Kapital." Daher kann die Lösung nur lauten "Her mit dem verdammten Geld!"

Nicht fehlen dürfen in einem Buch über das Geld natürlich "Witze über Geld", ein Beitrag von Christian F. Hempelmann. Dabei kann das Geld als Symbol dienen, oder auch mit Geiz gleichgesetzt werden. So bekommen auch bestimmte Volksgruppen wie Schweizer, Schwaben oder Neufundländer ihr Fett weg. Oder die Menschen sind misstrauisch ob ihren hart ersparten Geldes: "Eine alte Dame hebt am Bankschalter ihr ganzes Geld ab. Nach zehn Minuten kommt sie zurück und zahlt alles wieder ein. 'Warum haben Sie denn das Geld überhaupt abgehoben?' will der Kassierer wissen. 'Man wird doch schließlich mal nachzählen dürfen!"

Ein Buch auch für Anti-Kapitalisten
Wen der Kaufpreis von 49,90 € nicht abschreckt, dem sei diese Sammlung von Geschichten über das Geld, herausgegeben von Uli Röhm, wärmstens ans Herz gelegt. Und der Käufer wird voll auf seine Kosten kommen. Unglaublich vielfältige Geschichten über und vom Geld werden erzählt, auch Ungewöhnliches wie die Geschichte vom Bankautomaten oder die Verbindung von Gott und dem Geld wird thematisiert. Die Beiträge der Autoren sind mal mehr, mal weniger vielfältig bebildert, jedoch durchweg flüssig und interessant geschrieben. Hier kommt jedermann auf seine Kosten, auch Anti-Kapitalisten.



Uli Röhm (Hg.): "Das Große Buch vom Geld", Edition Braus, Berlin/Heidelberg, 2009, 232 Seiten, 49,90 Euro, ISBN: 978-3-89466-297-4

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