International

Guttenberg verteidigt, was Köhler nicht gemeint haben will

von Uwe-Karsten Heye · 1. Juni 2010
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Ihre Interviewpartner, vor allem solche, die Köhlers Kanonenbootfummelei kritisiert haben, sollten möglichst gestehen, in ihrer Kritik zu weit gegangen zu sein, wo doch alles - bestenfalls - nur ein Missverständnis gewesen sein könne ("Finden Sie nicht, dass…"). Die meisten taten ihnen den Gefallen und grämten und schämten sich vor der Kamera darüber, dass der Präsident nun beleidigt geht. Wer diese Krokodilstränen nicht vergießen wollte, hatte an diesem Abend in beiden Fernsehprogrammen keine guten Karten.

Nun bin ich allerdings gespannt, was die Fernsehmacher vor allem in der ARD empfinden, wenn sie sich die Einlassungen des Verteidigungsministers, umgangssprachlich "Kriegs"-Ministers, noch einmal anhören. Der hatte - vor dem Rücktritt - vor den Kameras zu Protokoll gegeben, dass Köhler womöglich völlig richtig liege mit der Vorstellung von der Bundeswehr, die AUCH Wirtschaftsinteressen und so…

K. T. zu Guttenberg findet, dass man diese "Debatte nicht schüchtern führen" solle. Er fügte zackig hinzu, dass es eben auch gelte "Ressourcensicherheit für die die deutsche Bevölkerung in unserem Interesse sicher zu stellen". Also: Wer hat da nun was missverstanden? Guttenberg, nach unserer Verfassung oberster Heeresführer in Friedenszeiten - die Funktion geht im Spannungsfall auf den Kanzler/Kanzlerin über - fordert also genau das, was Köhler als Missverständnis zurückweist. Damit weist er gleichzeitig den Verdacht zurück, als Hüter der Verfassung derselben untreu geworden zu sein. Diese Skrupel kennt Guttenberg nicht. Wenn ein Rücktritt fällig wäre, dann ist es seiner. Bei ihm ist die Verfassung in keinen guten Händen.

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Autor*in
Uwe-Karsten Heye

War vorwärts-Chefredakteur von 2006-2010 und ehemaliger Regierungssprecher der Bundesregierung.

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