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Besonders hervor tun sich dabei die alten imperialistischen Mächte Frankreich und Italien, das einst Libyen als Kolonie erobert und ausgebeutet hatte.
Militärdiktator Gaddafi zettelte Kriege in Afrika an, etwa im Tschad, denen zehntausende Menschen zum Opfer fielen. Er ließ seinen Geheimdienst Terrorakte durchführen - wie in Berlin und über dem schottischen Lockerbie. Doch die Europäer ließen Gaddafi gewähren. Denn ihre Konzerne machten einträgliche Geschäfte mit dem Gewaltmenschen.

Nun, da in Arabien der Wind der Freiheit den Diktatoren ins Gesicht bläst, sind Frankreichs fixer Präsident Sarkozy und Italiens Medienpremier Berlusconi die Aktivsten im Kampf gegen Gaddafis Regime. Deutschlands Stimmenthaltung beim Entscheid über die gewaltsame Durchsetzung der Flugverbotszone war, jenseits der Parteigrenzen, vernünftig. Denn militärische Aktionen - und seien sie noch so "gut" gemeint - führen in der Regel nicht zum Frieden, sondern zu langanhaltenden Kriegen. Das sollten Politiker und Generäle aus den bewaffneten Interventionen in Vietnam, Afghanistan und im Irak endlich begriffen haben.

Keine Regel ohne Ausnahme: Internationale Militäraktionen darf es nur geben, um einen Völkermord zu verhüten. Doch in Kambodscha und in Ruanda, wo ein Dazwischengehen geholfen hätte, Opfer zu vermeiden, standen die Weltmächte abseits, während Menschen mit Vorbedacht abgeschlachtet wurden. Die systematische Ermordung von Menschen und Völkern muss notfalls gewaltsam verhindert werden.

Im Rahmen der Revolution in Arabien wird es in manchen Staaten zu inneren Konflikten kommen, doch es droht kein Völkermord - lediglich eine militärische Verstrickung auswärtiger Mächte. Da ist Diplomatie gefragt. Dabei ist Geduld notwendig. Es darf jedoch kein Alibi für einen Krieg geben.

Autor*in
Rafael Seligmann

ist ein deutsch-israelischer Schriftsteller, Publizist, Politologe und Zeithistoriker.

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