EU-Mythen klargestellt: Buntstifte und Wasserfarben werden nicht verboten
Inga Kjer/photothek.net
Die „Bild“-Zeitung bezeichnete es als „Regulierungs-Irrsinn aus Brüssel“. Sie warf der EU vor, Buntstifte sowie Wasserfarben verbieten zu wollen. Grund dazu war eine Verschärfung der Bleigrenze in Kinderspielzeugen. Im Beitrag der „Bild“ wurde die EU-Kommission ebenso von Markus Ferber, EU-Abgeordneter der CSU, getadelt: „Es wäre besser, die großen Probleme anzupacken, statt Kinder in ihrer Kreativität einzuschränken“, sagte er. Die Tragweite der „Causa Buntstift“ ist jedoch lange nicht so groß wie die „Bild“ darstellte.
Verschärfte Bleigrenze bedeutet nicht gleich Verbot
Die EU-Kommission stellt auf ihrer Internetpräsenz klar, was eigentlich passierte. Es wird keine Wasserfarben-Razzia geben und es besteht auch immer noch die Möglichkeit, Buntstifte zu kaufen. Das Verbot beschränkte sich auf ein paar wenige Farben, die schlicht zu viel Blei enthielten. Blei sei schädlich, gerade für Kinder. Aus diesem Grund veranlasste die EU-Kommission eine Senkung der erlaubten Bleimenge. Nicht nur in Farben, sondern in allen Kinderspielzeugen.
Nach einigen Tests in Deutschland und Schweden stellte sich heraus, dass die meisten Farben für Kinder die verschärfte Bleigrenze nicht überschritten. Nur ein paar wenige mussten vom Markt genommen werden. Also kein Grund zur Aufregung. Die neuen Regeln traten 2018 in Kraft und Kindern wurde nicht die Kreativität geraubt. Sie werden lediglich vor giftigem Blei beschützt.
Bleireduzierung für Kindeswohl
Das ist auch nötig. Blei soll für Kinder viel giftiger sein, als zunächst angenommen. Die EU-Kommission schreibt dazu auf ihrer Seite: „Der Europäischen Chemikalienagentur zufolge ist der Durchschnittswert von Blei im Blut europäischer Kinder bereits viermal höher als das vorgeschlagene Niveau.“ Deshalb solle jede weitere Einnahme so weit wie möglich verhindert werden. Vertreter der Europäischen Kommission in Deutschland, Richard Kühnel, sagte dazu: „Die europäischen Sicherheitsanforderungen für Spielzeug gehören zu den strengsten der Welt, besonders was die Verwendung von Chemikalien in Spielzeug betrifft. Die Sicherheit unserer Kinder kommt zuerst.“
studiert Sozialwissenschaften und war im Frühjahr 2019 Praktikantin beim vorwärts-Verlag.