Am Freitag wurde zum dritten Mal der Internationale Willy-Brandt-Preis in Berlin verliehen. Die SPD ehrte Aung San Suu Kyi für ihr jahrzehntelanges Engagement im Kampf gegen die Militärdiktatur in Birma und für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte.
„Es reicht nicht nur, Militäruniformen gegen zivile Kleidung zu tauschen“, sagt Aung San Suu Kyi, die diesjährige Willy-Brandt-Preisträgerin. Birma sei noch keine Demokratie. Vielmehr habe das Land die Chance bekommen, demokratische Strukturen aufzubauen – eine Chance, die so bald nicht wiederkomme und deshalb genutzt werden müsse.
Am 11. April wurde im Willy-Brandt-Haus in Berlin zum dritten Mal der Willy-Brandt-Preis verliehen. Viele Politiker wie Egon Bahr, der Vorsitzende der Preisjury, Kurt Beck, Vorsitzender der Friedrich-Ebert Stiftung und Christoph Strässer, Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung, waren anwesend.
Sigmar Gabriel, SPD-Parteivorsitzender, ehrte in seiner Laudatio Aung San Suu Kyi als herausragende Persönlichkeit, die es geschafft habe, dass „sich die Menschen in Birma ein Leben in Freiheit und Demokratie wieder vorstellen können“. Allen Verboten der Militärdiktatur sei Suu Kyi mit „Mut, Demut, Kraft und Willensstärke“ begegnet. Ihren Humor habe sie selbst während des jahrelangen Hausarrests nie verloren.
Gabriel erinnerte an die Hilfe, die Deutschland in der Nachkriegszeit zuteil wurde und versprach, dass die Bundesrepublik Birma dabei helfen wolle, „Schritt für Schritt Demokratie, Freiheit und Wohlstand zu erreichen“.
Hoffungsträgerin, Ikone, Politikerin
Die heute 68-Jährige Aung San Suu Kyi ist Hoffnungsträgerin, Ikone und Politikerin in einer Person. Ein Blick auf Suu Kyis Familiengeschichte zeigt, dass Politik bereits in ihrer Kindheit eine große Rolle spielte. Ihr Vater führte Birma in die Unabhängigkeit von der britischen Kolonialherrschaft. Suu Kyis Mutter war Parlamentsabgeordnete, Ministerin und die erste Botschafterin in Indien.
Suu Kyis Kampf für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte begann im Jahr 1988. Als die junge Frau von ihrem Studium in Oxford nach Birma zurückkehrte, tobten in ihrem Heimatland Proteste gegen die Militärdiktatur. Suu Kyi schloss sich der Opposition an und übernahm den Parteivorsitz der im selben Jahr gegründeten National League for Democracy.
Seither führt sie die Oppositionspartei und kämpft gegen die Militärregierung an. Bei den Wahlen 1990 siegte ihre Partei, die Militärregierung erkannte das hohe Ergebnis jedoch nicht an. Viele Politiker, auch Suu Kyi, wurden verhaftet. Insgesamt 15 Jahre ihres Lebens verbrachte sie in Hausarrest. 1991 wurde die Aktivistin für ihr Engagement mit dem Friedensnobelpreis geehrt, viele weitere Auszeichnungen folgten.
Öffnung des Landes
Als es 2010 zu einer vorsichtigen demokratische Öffnung des Landes kam, wurde Suu Kyi aus dem Hausarrest entlassen. Seit April 2012 ist sie Parlamentsabgeordnete und bewirbt sich um das Präsidentenamt bei der Wahl im kommenden Jahr. Das Jahr 2014 sei für die weitere Entwicklung Birmas entscheidend, sagt Suu Kyi. Eine große Aufgabe sieht sie darin, die Verfassung, die immer noch dem Militär zu viel Macht gebe, in eine demokratische zu ändern.
Aung San Suu Kyi sei ein Symbol der Verständigung und eine Inspiration für „Menschen in aller Welt, die gegen Unterdrückung kämpfen“, so Gabriel. Die Aktivistin mahnt: „Ohne Verständigung kann es keinen Frieden geben“. Verständigung müsse bereits zu Hause, in der Familie, im Freundeskreis, beginnen. Dann erst könne sie in die Welt getragen werden. „Ohne Verständigung kann es keinen Frieden geben“, betont Aung San Suu Kyi.
Info: Der Internationale Willy-Brandt-Preis wurde zu Ehren Willy Brandts ins Leben gerufen und 2011 anlässlich des 40. Jahrestages seines Kniefalls in Warschau zum ersten Mal vergeben. Jährlich werden Personen oder Organisationen für ihren Einsatz für Frieden und Verständigung ausgezeichnet. Egon Bahr steht der Jury vor, die einen oder mehrere Kandidaten vorschlägt, aus denen der SPD-Vorstand dann den Preisträger bestimmt. Der Preis ist mit 25 000 Euro dotiert.