Die Fotografien, die der Journalist Sascha Oliver Rusch in den Räumen des Humanistischen Verbands Deutschlands in Berlin zeigt, sollen den Blick auf die Menschen dieses Landes lenken. Sascha
Rusch hat die Bilder nicht ursprünglich für eine Ausstellung fotografiert. "Sie sind eigentlich mehr eine Dokumentation meines eigenen Lebens" erzählte er bei der Eröffnung. "Ich habe Momente
festgehalten, die etwas Besonderes waren", betonte der Journalist.
Leben in einem permanenten Ausnahmezustand
Seine Fotografien lenken den Blick auf die Afghanen und ihr Leben in einem permanenten Ausnahmezustand. Sie machen deutlich, dass es um das Schicksal der Menschen in Afghanistan und nicht
allein um die Zukunft des afghanischen Staatsgebildes gehen muss, wenn der Westen über sein weiteres Engagement in Afghanistan diskutiert. Es sind Bilder, die ein anderes, freundlicheres
Afghanistan zeigen, als wir es aus den Medien kennen.
Die Bilder der Ausstellung erzählen von Menschen und ihren Schicksalen und geben der tragischen Geschichte des Landes Gesichter und Biografien. Es sind Dokumente des Lebens inmitten der
Dauerkrisenregion Afghanistan. Die Fotografien berichten zugleich aus einem Land, in dem die Spuren vergangener Kämpfe noch deutlich sichtbar sind. Vor allem der sowjetisch-afghanische Krieg hat
sichtbare Zeichen hinterlassen. Die Fotografien aus dem zerstörten Darul-Aman-Palast erzählen von dem wiederholten Scheitern des Landes in den vergangenen Jahrzehnten. Die Panzer, Lastwagen und
Geschütze, die die sowjetischen Truppen im Panjschir-Tal zurückließen, passen sich auf surreale Art und Weise in die karge Landschaft ein.
"50 Prozent der Menschen in Afghanistan sind Kinder"
Mit seinen Aufnahmen möchte Sascha Rusch nicht einfach nur ästhetische Ansprüche umsetzen, sondern insbesondere die Bevölkerung und deren Lebenssituationen erfassen. "50 Prozent der
Menschen in Afghanistan sind Kinder", berichtet Sascha Rusch. Sein Lieblingsbild zeigt eine Gruppe von Kindern, die er auf einem Ausflug kennengelernt hat.
2008 arbeitete er zum ersten Mal für einige Wochen in Kabul, 2009 verbrachte er fast ein halbes Jahr in Afghanistan. Seither ist er mit dem Land und den Menschen Afghanistans tief
verbunden: "Die meisten Menschen hier sind von einer Herzlichkeit, die wärmt. Ich leide mit den Menschen, meinen Freunden, die es verdient haben, in Frieden zu leben und eine Zukunft zu haben."
Während seines letzten Aufenthalts wurde er Zeuge eines Anschlags mit einer Autobombe. Er selbst überlebte unverletzt, sieben Menschen kamen jedoch ums Leben. "Menschen in unserer Straße, die ich
zum Teil vom täglichen Sehen und Grüßen kannte", erinnert sich Sascha Rusch.
Ausstellung noch bis zum 09. April zu sehen
Die in der Ausstellung zu sehenden Bilder sind zum größten Teil in der afghanischen Hauptstadt Kabul und im Panjschir Tal, das nördlich von Kabul in der Nähe der Hindukusch-Region liegt,
aufgenommen. Das Tal war lange Zeit das Zentrum des afghanischen Widerstandes gegen die russische Besetzung. Einige Aufnahmen stammen aus Istalif, einer Stadt an der Straße nach Mazar-i-Sharif,
der sogenannten afghanischen Weinstraße. Die Stadt war von Taliban zerstört worden, jetzt arbeiten die Menschen dort wieder als Töpfer und Händler.
Sascha Oliver Rusch ist Journalist und arbeitete für die
Berliner Morgenpost, Pro Sieben, SAT.1 und das ZDF. Er ist als Entwicklungshilfeberater für die Europäische Kommission und die Vereinten Nationen tätig. In den vergangenen Jahren lebte und
arbeitete er in Afghanistan, China, Moldawien, im Kosovo, in der Türkei und der Ukraine.
Die Ausstellung "AFGHANISTAN - Ein Land zwischen Krieg und Frieden", ist noch bis zum 09. April in den Räumen des Humanistischen Verbands Deutschlands, in der Wallstraße 65, 2. Etage, in
10179 Berlin-Mitte zu sehen. Die Bilder können täglich zwischen 9.00 Uhr und 16.00 Uhr besichtigt werden.