Zum Tod von Michael Sommer: DGB trauert um großen Gewerkschafter
Gegen die Hartz-Reformen – für den gesetzlichen Mindestlohn. Michael Sommer war ein leidenschaftlicher Gewerkschaftsvorsitzender. Sein Verhältnis zur Regierung unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder war nicht immer einfach. Nun ist er im Alter von 73 Jahren gestorben.
IMAGO/Sven Simon
Michael Sommer war 12 Jahre Vorsitzender des DGB von 2002 bis 2014
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) trauert um einen großen Gewerkschafter. Der langjährige Vorsitzende Michael Sommer ist am Montag im Alter von 73 Jahren gestorben. Zwölf Jahre, von 2002 bis 2014, führte Sommer den DGB, zuvor war er stellvertretender Vorsitzender der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di.
Sommer war ein Kämpfer gegen den neoliberalen Zeitgeist, der in seiner Amtszeit in vielen politischen Debatten erfolgreich die Stimme der Gewerkschaften erhob. „Mit Leidenschaft hat er über viele Jahre gegen die Hartz-Reformen und die massive Ausweitung von prekärer Beschäftigung gekämpft“, heißt es in einer Stellungnahme des DGB. Sein Engagement gegen die Hartz-Reformen und der Agenda 2010 brachten ihn, der 1981 der SPD beitrat, auch in Konflikt mit der damaligen Bundesregierung unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder.
Gegen Hartz-Reformen – für Mindestlohn
Dennoch war Sommer ein überzeugter Sozialdemokrat und eng mit der Partei und ihren Grundwerten verbunden, erklärten die SPD-Vorsitzenden Bärbel Bas und Lars Klingbeil am Montag zum Tod des DGB-Chefs. „Er hat uns auch in schwierigen Zeiten die Treue gehalten und dafür gesorgt, dass der so wichtige Gesprächsfaden zwischen Partei und Gewerkschaften nie abgerissen ist“, fügten sie hinzu. Sommer habe „unermesslich viel Herzblut in den Kampf gegen soziale Ungerechtigkeiten, Lohndrückerei und miese Arbeitsbedingungen investiert".
Sommers größter politischer Erfolg war „die Durchsetzung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns, der ein Jahr nach dem Ende seiner Amtszeit eingeführt wurde“, teilte der DGB mit. Sommer forderte bereits 2011 einen allgemein verbindlichen Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde, der zum 1. Januar 2015 eingeführt wurde. „Sein jahrelanger, unermüdlicher Einsatz und seine Überzeugungskraft trugen maßgeblich dazu bei, dass heute fast sechs Millionen Beschäftigte vom Mindestlohn profitieren“, so der DGB.
Kämpfer für soziale Gerechtigkeit
Sommer wurde am 17. Januar 1952 geboren und trat als 19-Jähriger in die Deutsche Postgewerkschaft (DPG) ein. Nach seinem Studium arbeitete er dort hauptberuflich und wurde 1997 zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. In dieser Funktion war er 2001 an der Gründung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di beteiligt und wurde im selben Jahr deren Vize-Bundesvorsitzender. 2010 wurde Sommer Präsident des Internationalen Gewerkschaftsbundes und vertrat 168 Millionen Gewerkschaftsmitglieder weltweit.
„Wir verlieren einen aufrechten, sensiblen und prägenden Gewerkschafter, der großen Einfluss auf die Entstehung und Gründung von ver.di hatte. Mit ihm geht ein entschlossener Kämpfer für die Rechte der abhängig Beschäftigten und für soziale Gerechtigkeit. Wir werden sein Andenken ehren“, erklärte der ver.di-Vorsitzende Frank Werneke in einer ersten Reaktion im Namen des ver.di-Bundesvorstands.
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.