Als alarmierend bezeichnete
Nicolette Kressl die von der BA vorgelegte Zwischenbilanz des Ausbildungsjahres. Danach sei die Zahl der
gemeldeten Lehrstellen im Vergleich zum Vorjahr um 12000 auf 459000 zurückgegangen. Gleichzeitig nahm die Zahl der Bewerber um 22199 auf 763100 zu.
Sonderprogramm zur Einstiegsqualifizierung Jugendlicher nutzen
Eine Verschnaufpause dürfe sich jetzt niemand leisten, sagte die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion. Ziel müsse es sein, alle Jugendlichen bis Jahresende in Ausbildung
oder Qualifizierung zu bringen. Die Wirtschaft sei nun gefordert, "noch brach liegende Ausbildungspotenziale zu mobilisieren und das Engagement für Ausbildung noch einmal zu intensivieren." Kressl
verwies dabei auf die von der Bundesregierung bereit gestellten Instrumente zur Förderung von Ausbildungsplätzen und zur Einrichtung außerbetrieblicher Stellen. Das mit dem Ausbildungspakt
geschaffene und jüngst von der Bundesregierung auf 40.000 Plätze aufgestockte Sonderprogramm zur Einstiegsqualifizierung Jugendlicher (EQJ) sei hilfreich, "um schwer vermittelbaren Jugendlichen und
Altbewerbern gezielte Brückenangebote in Ausbildung zu machen."
Böhning: "Ausbildungspakt ist gescheitert"
Der Juso-Bundesvorsitzende
Björn Böhning reagierte empört auf die Veröffentlichung der Ausbildungszahlen. Die deutsche Wirtschaft komme
"trotz des Geredes von der Wissensgesellschaft und der Notwendigkeit qualifizierter Arbeitskräfte" ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung nicht nach, sagte Böhning. Dass die Ausbildungslücke in
diesem Jahr trotz der verbesserten Konjunkturlage auf ein "negatives Rekordniveau" gestiegen sei offenbare, dass der Ausbildungspakt gescheitert sei. Böhning forderte "dass jene Unternehmen, die
nicht ausbilden, zur solidarischen Finanzierung des Ausbildungssystems herangezogen werden."
Struck: "Nein zur Ausbildungsplatzabgabe"
Mit der Forderung nach einer Ausbildungsumlage steht der Juso-Vorsitzende nicht allein. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert schon länger eine Ausbildungsumlage, die "in der
Baubranche seit 30 Jahren erfolgreich praktiziert wird", erklärte die stellvertretende DGB-Vorsitzende
Ingrid Sehrbrock. "Firmen, die ausbilden, sollen entlastet werden, Firmen die nicht
ausbilden, sollen ihren Beitrag zur Ausbildung leisten." Damit schaffe man nicht nur mehr Ausbildungsplätze, sondern auch einen fairen Ausgleich zwischen den Unternehmen.
SPD-Bundestagsfraktionschef Peter Struck sieht das anders: "Der Ruf nach einer Ausbildungsplatzabgabe macht jetzt keinen Sinn, weil die Union da nicht mitmachen wird," sagte Struck der "Neuen
Presse" aus Hannover (Donnerstag). Er versicherte aber, dass mehr Mittel für Einstiegsqualifikationen zur Verfügung gestellt werden.
www.erfolgreich-ausbilden.de
Vor dem Hintergrund der angespannten Ausbildungsplatzsituation haben Abgeordnete der SPD-Bundestagsfraktion bereits im September die Initiative "
Erfolgreich ausbilden" gestartet. Zum einen werben sie in ihren Wahlkreisen für zusätzliche Ausbildungsplätze. Zum anderen bietet die
Fraktion ein Informationsportal für Unternehmen (
www.erfolgreich-ausbilden.de) an.
Zusätzlich startete die Fraktion gestern die Aktion "
Sagen Sie mal, Frau Kressl". In den kommenden Tagen können interessierte Bürgerinnen und Bürger auf der
Fraktionshomepage Fragen zur Situation am Ausbildungsstellenmarkt und zur Berufsbildungspolitik stellen. Die Antworten werden im Internet veröffentlicht.
Quellen: Neue Presse; www.spdfraktion.de; www.jusos.de; www.dgb.de
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.