„Wir haben die Wahl!“: Zusammenhalt stärkt Anliegen der Frauen
„Patriarchale Strukturen gibt es in allen gesellschaftlichen Ebenen“, sagt die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Eva Högl. Um diese Strukturen zu durchbrechen ist es laut Högl notwendig, alle weiblichen Kräfte im Bundestag zu vereinen: „Die parteiübergreifende Zusammenarbeit ist das Erfolgsrezept, um weibliche Interessen wie zum Beispiel die Parität durchzusetzen.“ Rita Süßmuth, ehemalige Bundesministerin, stimmt zu: „Die Frauenquote war der erste Schritt. Die Parität sollte der nächste sein, denn Frauen brauchen Macht, um wirklich etwas zu bewirken.“ Elke Hannack gibt weiterhin zu bedenken, dass es momentan zu einer „Renaissance patriarchaler Strukturen“ komme. Diese äußere sich durch das Misstrauen, welches der Staat den Frauen entgegenbringe, kritisiert die stellvertretende Vorsitzende des DGB. Ersichtlich sei das am Streit um den Kompromiss zum Artikel 219a.
Neues Familienbild etablieren
Högl, Süßmuth und Hannack sind drei von sechs Frauen, die am Dienstag im Literaturhaus Berlin bei der Präsentation zu Ingeborg Wahles Buch „Wir haben die Wahl! 100 Jahre Frauenwahlrecht“ zusammenkamen. Auf einem Podiumsgespräch diskutierten sie mit der Autorin Ingeborg Wahle über die Ungleichbehandlung von Frauen und die daraus resultierenden Folgen für das weibliche Geschlecht – ob auf dem Arbeitsmarkt oder in der Familie.
Eingeladen hatte die Hans-Böckler-Stiftung. Deren Geschäftsführer Michael Guggemos erklärte: „Das Buch stellt die Ambivalenz von Erfolg und Herausforderung dar.“ Diese Aussage spiegelt sich auch in den Positionen der porträtierten Frauen wider, etwa wenn Sarah Jochmann von der Initiative „Liefern am Limit“ sagt: „Frauen werden von Arbeitgebern oft gefragt, wie viele Kinder sie haben, während es bei Männern egal ist.“ Hier schwingt das traditionelle Familienbild mit, welches von Elke Büdenbender, Juristin am Verwaltungsgericht Berlin, kritisiert wird: „Wir müssen partnerschaftlicher arbeiten, vor allem in der Familie, um so ein neues Familienbild zu etablieren.“
Erfolg von Frauen an Herausforderung gebunden
Alle Frauen stehen und standen vor großen Herausforderungen, um erfolgreich zu sein und zu bleiben. Größtenteils liege das an den patriarchalen Strukturen, die Stefanie Lohaus als Mitbegründerin des Missy Magazine geschickt umgangen hat: „Meine Karriere verlief unter Vermeidung patriarchaler Einflüsse.“ Lohaus spricht weiter über die positiven Veränderungen: „Seit der Gründung des Missy Magazine 2008 kam es zur großen Politisierung des Feminismus, trotzdem muss er noch weitergedacht werden“. Lohaus spricht damit vor allem die Rechte der Menschen an, die sich als divers definieren.
Das Selbstwertgefühl stärken
„Bildung ist der Schlüssel zum selbstbestimmten Leben, denn durch Bildung vertraut man mehr auf seine eigenen Fähigkeiten“, unterstreicht Büdenbender. Sie sieht die Aufgabe des Buches vor allem darin, jungen Frauen Mut zu machen. Ihrer Meinung nach wird die Demokratie „nur durch die Beteiligung von Frauen zukunftsfest“. Das bedeute, dass sich noch einiges wandeln müsse, vor allem was das Selbstbewusstsein von Frauen angehe. Veränderung ist ebenfalls ein großes Anliegen für die Autorin Ingeborg Wahle: „Schreibe ein Buch und ändere die Welt.“ Diese Worte dienten ihr bei der Arbeit an dem Buch als Leitfaden.
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studiert Sozialwissenschaften und war im Frühjahr 2019 Praktikantin beim vorwärts-Verlag.