Wie SPD-Frau Luisa Boos ein Plakat von Frauke Petry kontert
benjamin stollenberg | fotograf
Frau Boos, Frauke Petrys „Baby-Plakat“ hat Sie so verärgert, dass sie sich via Facebook dazu geäußert haben. Was war so ärgerlich?
Es ist die Kombination aus dem Foto von Frauke Petry und Baby verbunden mit der Frage „Und was ist Ihr Grund, für Deutschland zu kämpfen?" die ich unerträglich finde. Dahinter steckt ein Bild von der Mutter, die zur „Volkserhaltung" beiträgt. Das hat mich erzürnt.
Geht es speziell um das Frauenbild, das hinter diesem Plakat steht?
Hier wird versucht zu begründen, dass sie als Mutter das Recht hat, eine bestimmte Art von Politik zu machen, um ihr Kind zu beschützen. Und diese Art von Politik ist geprägt von Häme, Ausgrenzung und Hass. Das kann ich nicht akzeptieren.
Wen will Frauke Petry mit diesem Plakat erreichen?
In erster Linie will sich Frauke Petry als Mutter inszenieren und damit gerade im familienorientierten Milieu Sympathiepunkte sammeln. Sie versucht so aber auch, von ihrem Image der kühlen, rechtsideologischen Frau wegzukommen.
Warum ist es so schwierig, angemessen auf so eine Art von Plakat zu reagieren?
Man muss die richtige Ansprache finden. Die öffentliche Diskussion um dieses Plakat war beherrscht von der Frage, ob es legitim sei, Wahlwerbung mit einem Baby auf dem Arm zu machen. Das ist zu kurz gegriffen. Kinder sind ja etwas sehr Verbindendes. Das gehört zum Menschsein dazu. Jede und jeder, der schon mal in einem Geburtsvorbereitungskurs war weiß, dass da ganz unterschiedliche Frauen zusammenkommen, die eine verbindende Erfahrung haben, die sie teilen. Wenn das Muttersein als Rechtfertigung herhalten muss, um diese Ideologie der Ausgrenzung zu rechtfertigen, dann finde ich es gut, auch als Mutter darauf zu reagieren.
Lässt sich so besser mit dieser verzerrten Weltsicht umgehen?
Wer sich zur Wehr setzen will, sollte es im gleichen Bezugsrahmen tun. So kann ich die Menschen emotional abholen. Nur zu sagen, das ist ein Skandal, reicht nicht aus.
Zumal die AfD ja von Tabubrüchen lebt und das etwas ist, was sie stark macht..
Am Ende haben sie jetzt auch Erfolg, weil viele darauf reagieren. Es gehört zur Provokation dazu, eine möglichst große öffentliche Reaktion einzuplanen. Für mich ging aber die Debatte an der Sache vorbei, deshalb musste ich etwas sagen. Das war ein Impuls, ich musste das loswerden.
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.