In Ländern, die ihre Schulsysteme in den vergangenen Jahrzehnten nicht an die gesellschaftlichen Erfordernisse moderner Demokratien angepasst haben, besteht die Gefahr, dass sich
Bildungsqualität mehr und mehr vom öffentlichen Bereich in private Nischen verabschiedet. In Deutschland muss Sorge bereiten, dass man sich damit abfindet, dass Milliarden in kommerzielle
Nachhilfeeinrichtungen fließt, obwohl individuelle Förderung zur wichtigsten Aufgabe jeder öffentlichen Schule zählen muss und dabei fast ein Viertel eines Schülerjahrganges die Grundfertigkeiten
in den Schlüsselkompetenzen nicht erreicht.
Gute und erfolgreiche Beispiele von längerem, erfolgreichem gemeinsamen Lernen gibt es in Deutschland genug. Es kommt nur darauf an, deren Elemente - individuelle Förderung, Wertschätzung der
Kinder und Schüler, Transparenz von Unterricht, Berücksichtigung von Wohlbefinden, hohe Anforderungen an den ganzen Schülerjahrgang - in die öffentlichen Schulen zu übertragen und Abschied zu
nehmen von einem System, das sich an der Gesellschaftsstruktur des 19. Jahrhunderts orientiert.
*Rainer Domisch ist Bildungsexperte und arbeitet seit 13 Jahren im Zentralamt für Unterrichtswesen, der obersten Schulbehörde Finnlands. Er ist derzeit zuständig für Bildungspolitik in Andrea
Ypsilantis Zukunftsteam
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