In den letzten Wochen haben uns jedoch verstörende Nachrichten erreicht. Der Reis wird knapp, Menschen hungern wieder, Unruhen brechen aus, und in Haiti musste die Regierung zurücktreten.
Zahlreiche Länder haben ein Exportverbot für Reis und andere wichtige Grundnahrungsmittel verhängt. Sie wollen zuerst die eigene Bevölkerung ernähren.
Hunger und Unruhen
Was ist passiert? Lebensmittel sind deutlich knapper und daher teurer geworden. Dafür gibt es viele Gründe: Globales Bevölkerungswachstum, vermehrter Fleischkonsum in Indien und China,
schlechte Ernten aufgrund von Dürren, das Nutzen von Lebensmitteln zur Gewinnung von Bioenergien und nicht zuletzt auch Spekulation. Der frühere EU-Agrarkommissar Franz Fischler geht davon aus,
dass 20-30 Prozent des Preisanstiegs auf Spekulanten zurückgeführt werden kann.
Zusätzliche Nahrungsmittelhilfe
Der Anstieg der Preise hat also viele Ursachen. Kurzfristig ist es das Wichtigste, den Hunger zu lindern und die Ernährung der Menschen sicherzustellen. Daher ist es richtig, die
Nahrungsmittelhilfe zu erhöhen. Die Bundesregierung hat dieses Jahr bereits 13 Mio. Euro zusätzlich zur Verfügung gestellt.
Mittelfristig müssen wir ausreichend Lebensmittel für die wachsende Weltbevölkerung produzieren. Alle Anbaumöglichkeiten müssen ausgeschöpft werden. Das gilt insbesondere für die
Entwicklungsländer. Mit Investitionen in moderne Anbaumethoden und der Eindämmung der Korruption muss hier eine grüne Revolution gelingen.
EU-Agrarpolitik mitverantwortlich
Am schlechten Zustand der Landwirtschaft in den Entwicklungsländern ist Europa nicht unschuldig. Die Agrarpolitik der EU hat durch Abschottung gegen Importe und die Förderung der Exporte über
viele Jahrzehnte die Märkte in den Entwicklungsländern zerstört. Ein Bauer in Ghana oder den Philippinen hat keine Anreize, Reis oder Getreide anzubauen, wenn er seine Produkte auf dem heimischen
Markt nicht verkaufen kann. Damit muss Schluss sein, dann schaffen wir es auch, alle Menschen auf der Erde zu ernähren und bekämpfen die unsägliche Spekulation.
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.