Inland

Unionsfraktion gibt bei Heroinprojekt nach

von Stefan Grönebaum · 19. Februar 2007
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Die Städte Bonn, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Köln und München können hoffen, dass die kontrollierte Heroinabgabe an Schwerstabhängige auch nach offiziellem Projektende im Sommer 2007 weiter geht. Nachdem die Unionsfraktion die vielfach geforderte Verlängerung abgelehnt hatte, erklärte Fraktionsvorsitzender Volker Kauder dem "Hamburger Abendblatt": "Die rund 300 Schwerstabhängigen, die derzeit noch therapiert werden können, sollen wie gehabt weiterbehandelt werden können." Es bleibe aber bei den sieben Städten, es sollen laut Kauder keine neuen Modellprojekte dazu kommen.

Zuvor hatten sowohl die SPD- wie die CDU-OB der sieben Städte bei ihren Parteien für eine Forstetzung des Projekts geworben. Erst vergangene Woche hatten sie mit einem Gipfel auf das Problem hingewiesen. Zuvor hatten sich auch Gesundheitsministerin Ulla Schmidt und die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Sabine Bätzing (beide SPD) für eine Fortführung ausgesprochen - alles vergeblich. Erst als sich der hessische Ministerpräsident Roland Koch an die Spitze der Bewegung setzte, drehte Fraktionschef Kauder nach einem Treffen mit Koch und Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust bei.

Volker Beck, Geschäftsführer der grünen Bundestagsfraktion, forderte im Einklang mit den meisten medizinischen Experten, dass die Projekte wietere Neuzugänge aufnehmen dürfen, was Kauder "unter gewissen Bedingungen" für möglich hält. Studien hatten aufgezeigt, dass die kontrollierte Vergabe von synthetischem Heroin (Diamorphin) der Methadonvergabe in ihren Wirkungen deutlich überlegen ist: Die Abhängigen kommen so eher weg von der Straße und krimineller Beschaffung, finden wieder eigene Wohnungen und Arbeit und ihre Chancen auf eine Reintegration in die Gesellschaft steigen signifikant.

Quellen: Berliner Zeitung, Frankfurter Rundschau vom 19. Februar, Hamburger Abendblatt und Der Tagesspiegel vom 18. Februar.

Autor*in
Stefan Grönebaum

war von 1994 bis 1998 Büroleiter und Persönlicher Referent des SPD-Fraktionsvorsitzenden Rüdiger Fikentscher.

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