Inland

Soziale Schieflage

von Die Redaktion · 24. Juni 2010
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Jedenfalls sollten alle voreiligen Schlüsse unterbleiben, welchem der "Sieger"-Länder nachzueifern wäre. Das scharfe Ausleseverfahren an bajuwarischen Schulen trägt dazu bei, die Zementierung von Oben und Unten weiter zu verfestigen.

Es hat seinen Anteil daran, dass Kinder aus Arbeiterfamilien mit gleichen schulischen Voraussetzungen fünfmal weniger Chancen haben, das Gymnasium zu erreichen, als Kinder aus Akademikerfamilien. Statt für Excellenz-Universitäten fünfstellige Euro-Beträge auszuloben, sollte endlich darüber nachgedacht werden, warum Kinder aus Einwandererfamilien weder deutsch noch englisch lernen können.

Dass viele weder lesen können, noch sich in den einfachen Grundrechenarten auskennen. Jedes Jahr verlassen zwischen 60 und 80 000 Jugendliche die Hauptschulen ohne einen Abschluss und verstärken das Heer der Langzeitarbeitslosen. Das Schulsystem ist hoffnungslos überfordert.

Daher sind die Länder und Stadtstaaten besonders betroffen, die in ihren Schulen mit bis zu 90 Prozent Migrationsanteil zurande kommen müssen. In Brandenburg, das bis heute Wanderungsverluste aus den ländlichen Regionen beklagt, ist das bildungsnahe Milieu weitgehend ausgewandert. Sie sind den Jobs nachgezogen und geben den Südländern die Illusion, dass das Thema alternde Gesellschaft eine Erfindung ist von denen, die die Rente mit 67 propagieren.

In Brandenburg gibt es Dörfer, in denen kein Kinderlachen mehr zu hören ist. Und Potsdam ist die einzige Stadt des Landes, die dank der Nähe Berlins wächst und die sich über den Zuzug von Familien mit Kindern freuen kann. Nein, der jetzt vorgelegte Schultest ist lediglich Ausdruck einer verheerenden Schullandschaft, deren Reform im föderalen System vor sich hin kümmert. Alles ist Stückwerk. Das Ergebnis ist moralisch ein Desaster und wirtschaftlich eine Katrastophe wie man am Fachkräftemangel erkennen kann. Dazu passt der jüngste Bildungsgipfel im Kanzleramt. Er endete im Nichts.

Der Kommentar erscheint am 25.06.2010 in "Potsdamer Neueste Nachrichten".

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Die Redaktion

des vorwärts.

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