„Söder macht’s“: SPD kapert CSU-Wahlkampfslogan
Glaubt man den nagelneuen Plakaten der CSU, dann ist Markus Söder einer, der anpackt: „Söder macht’s“ lautet der Slogan, mit dem die Christsozialen um Stimmen für die anstehende Landtagswahl in Bayern werben. Und was genau macht Söder? Nun, „unsere bayerische Lebensart bewahren“. Eine – vermutlich – arbeitsintensive Aufgabe, die für andere Dinge keine Zeit lässt. Zum Beispiel dafür, die zum Slogan gehörende Kampagne zu planen. Anders ist es nicht zu erklären, dass das södersche PR- und Wahlkampfteam vergaß, sich die entsprechende Domain und die dazugehörigen Social-Media-Accounts zu sichern. Das hat dafür jemand anderes gemacht: die bayerische SPD.
Was Bayern wirklich braucht
Wer auf soeder-machts.de klickt, wird mit dem zu Söders Plakaten passenden Farbschema begrüßt. Doch die Auflistung, die sich unter dem Titel „Söder macht’s“ findet, stammt nicht von der CSU: Der bayerische Ministerpräsident habe „ein verfassungswidriges Polizeigesetz“ durchs Parlament „gepeitscht“ oder ein Psychiatriegesetz vorgelegt „das psychisch kranke Menschen pauschal kriminalisiert“. Eine weitere Auflistung unten auf der Seite führt an „Was Bayern wirklich braucht“ und ist eine Zusammenfassung der wichtigsten SPD-Wahlkampfthemen: „eine wirksame Offensive für bezahlbaren Wohnraum“ oder „Zusammenhalt statt Spaltung“. Wer dann auf das Bild der bayerischen SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen klickt, kommt direkt zu ihrer Webseite.
Auch auf Twitter und Facebook verbirgt sich hinter den Accounts „Söder macht’s“ – die SPD. Am Montag twitterte @soeder_machts: „Die Plakate sind draußen und die Webseite online“. Ein Coup, der zeitlich perfekt auf die Plakatierung der Söder-Plakate abgestimmt war. Laut Ino Kohlmann, Pressesprecher der BayernSPD, habe die SPD am Samstag mitbekommen, dass die CSU den Slogan „Söder macht’s“ auf die Plakate schreiben wird: „Dann musste es schnell gehen. Binnen zwei Tagen haben wir das umgesetzt, die Homepage gebaut, die Twitter und Facebook-Accounts gesichert und dann alles scharf gestellt. Wenn der Ball auf dem Elfmeterpunkt liegt, dann muss man auch schießen.“ Erstaunt sei man darüber gewesen, dass die CSU sich „soedermachts“ nicht gesichert habe, weder als Homepage, noch auf Twitter, noch auf Facebook: „Das ist digitales Grundwissen, gehört zum Handwerk.“
Kritik der CSU
Die CSU findet das Ganze eher unlustig. „Bei der SPD muss die Verzweiflung schon ziemlich groß sein, wenn sie CSU-Slogans klauen und den Wählern dreiste Lügen auftischen muss“, sagte CSU-Generalsekretär Markus Blume der Augsburger Allgemeinen. Die Opposition in Bayern stehe für „Klamauk, Fake-News und Schmutzkampagnen.“ Absurde Vorwürfe, wie der Generalsekretär der BayernSPD, Uli Grötsch, findet: „Wer das Handwerk nicht beherrscht, sollte sich nicht beschweren. Was heißt hier überhaupt Fake-News? Hat Söder etwa nicht die 32.000 GBW-Wohnungen verkauft? Hat Söder nicht die Entlassung der befristeten Lehrer zu verantworten? Hat Söder nicht Asyltourismus gesagt? Hat er nicht mit dem Bruch der Bundesregierung gespielt?“ Blume habe die Seite soedermachts.de offenbar nicht gelesen, denn dort stehe das Wahlprogramm der SPD, die eigenen Inhalte ständen im Mittelpunkt. Klar sei: „Die CSU hat sich in ihrer Wahlkampagne einen groben Schnitzer erlaubt. Wir haben das genutzt.“
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass die BayernSPD sich mit Karnevalsfan Söder einen närrischen Spaß erlaubt: Als dieser im März 2018 zum Ministerpräsidenten gewählt wurde, plakatierte die SPD Bilder, auf denen Söder als grüner Oger Shrek aus dem gleichnamigen Film verkleidet ist. Der Slogan dazu: „Ach du Schreck, jetzt regiert er!“.