Was für den einen gut ist muss noch lange nicht für alle gut sein. "Moral Hazard" nennt sich das Problem. In Sachen Finanzkrise haben wir gerade erlebt, was das bedeutet: Die Allgemeinheit muss ausbaden, was einige Banken und Spekulanten angerichtet haben. Wer solche Ereignisse zukünftig verhindern will, muss mehr tun, als einheitliche Regeln für die Finanzindustrie aufstellen, schreiben Sebastian Dullien und Hansjörg Herr in ihrer Expertise für die FES.
Starke zentrale Aufsicht
Die beiden Berliner Wirtschaftsprofessoren fordern vor allem eine einheitliche Aufsicht, damit kein Land die Regeln zu lax auslegen kann: "Am sinnvollsten wäre ein Aufsichtssystem, das in seiner Struktur jener des Europäischen Systems der Zentralbanken ähnelt, mit einer zentralisierten Instanz, die wichtige Entscheidungen trifft und nationalen untergeordneten Behörden, die diese Entscheidungen umsetzen."
Außerdem fordern die Wissenschaftler neue Regeln für den Handel mit Derivaten. Die werden derzeit unkontrolliert außerhalb der Börse gehandelt. "Over-the-Counter" heißt das, oder einfach nur OTC. Keiner wisse, welcher Marktteilnehmer welche Positionen halte und bei wem sich Risiken bündeln, so die beiden Professoren. "Eine Lösung wäre, sämtliche derartige Geschäfte verbindlich in zentrale Clearingstellen zu überführen." Die hätte diverse Vorteile: Dort wären alle Informationen jederzeit abrufbar. Risiken seien besser abschätzbar.
Bei der Pleite des Versicherungskonzerns AIG in den USA musste die US-Regierung nämlich auch deshalb mit Milliardengarantien einspringen, weil "die Aufsichtsbehörden die Konsequenzen der Insolvenz einfach nicht absehen konnten". Als Drittes fordern die Autoren eine stärkere Regulierung von Ratingagenturen.