"Die CDU kann ihre krachende Niederlage im Kernland Baden-Württemberg kaum mit dem Achtungserfolg in Rheinland-Pfalz kompensieren; sie wird in eine schwere Identitätskrise geraten. Die FDP
steht schon in einer Existenzkrise, die sich nun krass verschärft hat; sie wird diese Krise in den nächsten Wochen mit Personalentscheidungen an der Spitze zu entschärfen versuchen. Die SPD hat
mit Nils Schmid im Land Baden-Württemberg, das für sie immer politische Wüste war, einen neuen Hoffnungsträger. Und in Rheinland-Pfalz regiert weiter der alte Kurt Beck, der demokratische
Kurfürst, nun mit einer rot-grünen Koalition."
Heribert Prantl,
sueddeutsche.de
"Die Zukunft Deutschlands ist nicht verloren, wenn in der Stuttgarter Staatskanzlei künftig der Grüne Winfried Kretschmann residieren sollte. In Berlin jedoch dürften die empfindlichen
Wahlniederlagen umgedeutet werden in Fragen, was der Absturz der Liberalen für die Zukunft des FDP-Parteivorsitzenden Guido Westerwelle und was der Verlust des Stammlandes für die
CDU-Parteivorsitzende Merkel bedeutet."
Holger Steltzner,
faz.net
"Zentrale Köpfe der Regierung haben sich selbst zerlegt. Westerwelle entlarvte sich mit seiner "spätrömischen", Guttenberg mit seiner moralischen Dekadenz. Die Kanzlerin offenbarte eine
Wankelmütigkeit und Selbstverleugnung, die jedes Vertrauen zerstörte. Es ist nur eine Posse, dass Ex-Glückskeks Brüderle am Schluss auch noch den Narren gab, der am Hofe als einziger die Wahrheit
kundtat."
Florian Güßgen,
stern.de
Libyen und Fukushima habe die Wahl bestimmt. Und die Libyen-Enthaltung und das Atommoratorium haben die konservativ-liberalen Wähler nicht überzeugt. Und trotzdem scheint Merkel mit heiler
Haut davonzukommen - und Stefan Mappus als Autor der Niederlage dingfest gemacht.
St. Reinecke, G. Repinski, P.Wrusch,
taz.de
"Schwer vorstellbar, wie Merkels Regierung ohne großen Wurf aus der Krise finden will. Im vergangenen Jahr, als Schwarz-Gelb nach dem Verlust von Nordrhein-Westfalen schon einmal in der
Defensive war, wechselte Merkel den Kurs. Sie rief den Herbst der Entscheidungen aus, bekannte sich zu Schwarz-Gelb und zeichnete die Grünen als Gegner. Zuerst durchaus mit Erfolg. Die Umfragen
stiegen. Erst der völlig unvorhergesehene Abgang von Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und die Reaktorkatastrophe in Japan wendeten das Blatt."
Robin Alexander,
welt.de
"Die Menschen im Daimler-Land haben eine politische Konstellation gewählt, von der sie verlangen, dass sie hinhört, wenn sich die Menschen in die politische Debatte einmischen. Dass sie
gegebenenfalls umsteuert, wenn die Menschen eigene, neue Positionen beziehen, zu neuen Einsichten kommen - wie zuletzt bei Stuttgart 21 oder in der mit Blick auf die Katastrophe in Japan
angstbesetzen Debatte über Atomenergie. Eben eine andere Regierung als die vom stets knapp neben der Spur liegenden Lautsprecher Mappus geführte."
Malte Hinz,
derwesten.de
"Die Union abgestraft, die FDP am Boden: Für Kanzlerin Angela Merkel ist der Machtwechsel in Baden-Württemberg ein schwerer Schlag. Ihre Koalition in Berlin steht vor harten Wochen. Grün-Rot
bläst zum Angriff."
Ralf Beste, Veit Medick und Philipp Wittrock,
spiegel.de
"Wie nervös Guido Westerwelle ist, zeigt eine dpa-Meldung, die noch vor Schließung der Wahllokale verkündete, dass der FDP-Chef keinesfalls zurücktreten wird. "Sehr ungeschickt" findet dies
ein Liberaler. Ein anderer kommentiert: "Hier ist es wie auf einer Beerdigung." Westerwelle tritt sehr spät, erst nach gut einer Stunde, vor die Presse. Man habe die Wahl verloren, jetzt werde
man beraten, so Westerwelle. Was man so sagt."
St. Reinecke, G. Repinski, P.Wrusch,
taz.de