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Rente mit 70? Diese Alternativen zu einer längeren Lebensarbeitszeit gibt es

Die SPD bleibt bei ihrem Nein zur Rente mit 70. Auch wenn immer weniger junge Beitragszahlende für immer mehr Rentner*innen aufkommen müssen, steht die Rente nicht vor dem Kollaps. Es gibt andere Stellschrauben als das Anheben des Renteneintrittsalters.

von Vera Rosigkeit · 6. August 2025
Symbolfoto mit der Aufschrift Lebensarbeitszeit

Der Vorschlag von CDU-Wirtschaftsministerin Katherina Reiche, die Rente mit 70 Jahren einzuführen, stößt bei der SPD auf Ablehnung

Der Vorstoß von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), das Renteneintrittsalter von 67 auf 70 Jahren anzuheben, kam nicht überraschend. Schon in ihrem Wahlprogramm propagierten CDU und CSU, dass kein Weg daran vorbeiführe, die Lebensarbeitszeit an die Lebenserwartung zu koppeln und das Renteneintrittsalter zu erhöhen. 

Bärbel Bas sieht das anders. „Das ist eine Scheindebatte“, sagte die SPD-Bundesarbeitsministerin am 2. August dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Bas erklärte zudem, dass es neben der Anhebung des Eintrittsalters viele weitere Stellschrauben gebe, um die Rente zu stabilisieren.

Der demografische Wandel als Herausforderung für die Rente

Als Beispiele nannte die Bundesarbeitsministerin in diesem Zusammenhang, Frauen aus der Teilzeitfalle zu holen, ältere Menschen freiwillig länger arbeiten zu lassen oder junge Menschen zu qualifizieren. Denn je mehr Menschen in Beschäftigung sind und je besser die Lohn- und Gehaltsentwicklung ist, desto stabiler funktioniert das Umlageverfahren der gesetzlichen Rente.  

Die Erzählung, dass die umlagefinanzierte Rente bei einer älter werdenden Bevölkerung unfinanzierbar würde, ist nicht neu. Vielmehr wurde sie in den vergangenen einhundert Jahren immer wieder bemüht, erklärt Reinhold Thiede, Referatsleiter der Deutschen Rentenversicherung. Die Prophezeiung habe sich jedoch nie erfüllt, beschreibt Thiede in seinem Beitrag „Umlagefinanzierte Alterssicherung funktioniert – auch wenn die Bevölkerung altert“ für das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der Hans-Böckler-Stiftung.

Thiede hält einen höheren Beitragssatz zur Sicherstellung ausreichender Rentenzahlungen im demografischen Wandel für akzeptabel. Danach werde laut Vorausberechnungen der Beitragssatz der Rentenversicherung von heute 18,6 Prozent bis zum Jahr 2040 auf gut 21 Prozent ansteigen. Das läge deutlich unter den Sätzen, die heute bereits in mehr als einem Dutzend europäischer Länder Realität seien, so Thiele. 

Renten-Stellschraube Beitragssatz

Ein höherer Beitragssatz zur Rentenversicherung stößt auch in der Bevölkerung auf Akzeptanz. Laut einer Befragung des DGB, der Arbeitnehmerkammer Bremen und der Arbeitskammer Saarland zeigten sich 63 Prozent der Befragten bereit, etwas höhere Beiträge zu zahlen, wenn die Rentenleistungen auf dem bisherigen Niveau blieben. Zwölf Prozent der Befragten würden sogar deutlich höhere Beiträge für bessere Leistungen akzeptieren. Bei jüngeren Arbeitnehmer*innen unter 30 Jahren sind es sogar 23 Prozent.

Auch Sozialministerin Bas schließt aufgrund des demografischen Wandels einen Anstieg des Beitragssatzes in den kommenden Jahren nicht aus. Ihr Ziel ist dabei eine lebensstandardsichernde Rente, auch für die jüngere Generation. Bas plant, langfristig die heutige Rentenversicherung zu einer Erwerbstätigenversicherung weiterzuentwickeln, in die auch Beamt*innen und Selbstständige einzahlen. Ein Anheben der Lebensarbeitszeit, wie jetzt von Wirtschaftsministerin Reiche vorgeschlagen, käme für Bas hingegen einer Rentenkürzung gleich, denn schon heute erreichten viele Arbeitnehmer*innen das Renteneintrittsalter aus gesundheitlichen Gründen nicht.

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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