Nach Schleswig-Holstein-Wahl - „Ab morgen kämpfen wir wieder“
SPD-Chef Martin Schulz äußerte sich in der SPD-Parteizentrale in Berlin enttäuscht. „Ich ärgere mich höllisch“, sagte er. Das Ergebnis gehe unter die Haut. „Wir haben es nicht geschafft aufzuzeigen, dass die Küstenkoalition eine erfolgreiche Politik gemacht hat.“ Er verwies auf die konstruktive Zusammenarbeit mit dem SSW, der Partei der dänischen Minderheit, davon sei ein Signal ausgegangen. „In einem Europa der Spalter war die Küstenkoalition ein Leuchtturm.“ Schulz bedauerte ebenfalls, dass es nicht gelungen sei, die AfD aus dem Landtag herauszuhalten. Der Parteichef bezeichnete diese Partei als „Schande für die Bundesrepublik“. Bezogen auf die kommende Bundestagswahl wählte er einen Vergleich mit der Tour de France. „Man verliert schon mal Etappen, aber es kommt am Ende auf den langen Atem für den Gesamtsieg an.“ Die SPD stecke diesen Abend weg, war sich Schulz sicher und richtete die Aufmerksamkeit auf die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am nächsten Sonntag. „Ab morgen kämpfen wir wieder.“
Nicht auf Opportunismus setzen
Ministerpräsident Torsten Albig war am Wahlabend die Enttäuschung anzumerken. „Das ist heute ein bitterer Tag für die Sozialdemokratie, ein bitterer Tag für meine Regierung, ein bitterer Tag für mich“, sagte er. Er habe ein anderes Ergebnis erwartet. In der Asylpolitik habe die SPD, die niemanden ohne Not abschiebe, den Wählern ein Angebot gemacht. „Es kann sein, dass wir keine Mehrheit dafür bekommen, das macht unsere Politik aber nicht falsch.“ Allerdings: „Natürlich haben wir Dinge falsch gemacht, sonst wären wir nicht da, wo wir heute sind.“ Auch machte Albig klar, dass er nichts davon halte, bei künftigen Wahlkämpfen auf Opportunismus zu setzen.
Von Schleswig-Holstein als einem für die SPD schwierigen Pflaster sprach Generalsekretärin Katarina Barley. „Wir wussten vorher, dass es schwierig wird.“ Schleswig-Holstein sei ein strukturkonservatives Land. Die Aussagekraft für kommende Wahlen sei gering. Auch der stellvertretende Bundesvorsitzende Ralf Stegner betonte, dass das Ergebnis nicht den Bundestrend widerspiegele.
Wegen Martin Schulz eingetreten
Als um 18 Uhr in Willy-Brandt-Haus die erste Prognose über die Bildschirme flimmerte, ging ein Raunen durch das Publikum. Thomas Seeling (48) aus Berlin-Staaken, der erst im Januar wegen Martin Schulz in die Partei eingetreten war, zeigte sich enttäuscht. „Ich hatte mir mehr erhofft.“ Yannoh Mügge (20) aus Oldenburg sagte: „Ich hätte nicht gedacht, dass es so ausgeht.“ Er habe mehr Stimmen für die SPD erwartet, die Zustimmung für Albig sei zuvor schließlich groß gewesen. Für die Zukunft ist er optimistisch: „Schulz ist ein großartiger Kämpfer. Er kann die Mitglieder mobilisieren.“