In einer Bundestagsdebatte hatte Müntefering bereits letzte Woche auf den "Mißbrauch von Praktikanten" hingewiesen. "Ich sehe mit großer Sorge, dass eine Praktikantenmethode um sich greift,
die nicht akzeptiert werden kann." Darum müsse man sich kümmern, kündigte der SPD-Politiker an. Müntefering läßt zur Zeit prüfen, ob Praktikanten im großen Umfang auf Vollzeitarbeitsplätzen
eingesetzt werden.
Gesetzliche Definition vorgeben
Laut "Süddeutsche Zeitung" erwägt Müntefering eine Änderung des Berufsbildungsgesetzes. Denkbar wäre, unter Paragraph 26 eine genaue Tätigkeitsdefinition einzufügen und einen zeitlich
begrenzten Rahmen vorzugeben. Damit solle verhindert werden, dass Praktikanten langfristig ohne Bezahlung eine volle Stelle in einem Unternehmen ausüben.
Mehr als vier Monate sind Ausbeutung
SPD-Arbeitsmarktexperte Klaus Brandner unterstützt diesen Ansatz: "Praktika müssen zeitlich begrenzt werden, sodass Arbeitgeber keinen Anreiz mehr haben, reguläre Arbeitsplätze durch
Praktikantenstellen zu ersetzen." Frank Schneider, Vizevorsitzender von fairwork , einem Bündnis von Uniabsolventen, schlägt eine Obergrenze von vier Monaten pro Praktikum vor. Alles andere sei
Ausbeutung, so Schneider.
Böhning: Die Sache anpacken
Der Juso-Vorsitzende Björn Böhning hält eine solche Regelung ebenfalls für sinnvoll. Er fordert darüber hinaus eine Selbstverpflichtung der öffentlichen Hand, Absolventen ordentlich zu
bezahlen. "Es wäre ein wichtiger Schritt, mit gutem Beispiel voranzugehen." Aber vor allem sei es wichtig, das jemand die Sache anpacke, so Böhning.
Quelle: Spiegel.de; Süddeutsche Zeitung
Sebastian Henneke
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.