"Wir finanzieren zu viel Vergangenheit und zu wenig Zukunft", sagte der Bundesfinanzminister. Da 40 Milliarden Euro jährlich für die Zinszahlungen von Schulden ausgegeben werden müssten,
würden Investitionen zu kurz kommen. "Ich an ihrer Stelle wäre schon längst auf den Barrikaden", rief er den Jungjournalisten zu.
Diese waren teilweise früh in ihren Heimatstädten gestartet, um den Jugendpressetag zur Finanzpolitik in Berlin mitzuerleben. Neben dem Gespräch mit dem Minister standen ein Besuch des
ZDF-Haupstadtstudios, eine Diskussion mit Fernsehredakteuren sowie eine Führung durch das geschichtsträchtige Gebäude des Finanzministeriums auf dem Programm.
Dessen Hausherr zeigte sich entspannt und beantwortete bereitwillig die Fragen der jungen Journalisten. Diese erfuhren, dass Steinbrück eine 80-Stunden-Arbeitswoche hat, seine Arbeit ihm
dennoch sehr viel Spaß mache. Die Möglichkeit, Dinge mitzugestalten, mache für ihn den Reiz an der Politik aus. "Trotzdem vermisse ich manchmal die Muße und die Möglichkeit zur Selbstbestimmung."
Auch mit einem weit verbreiteten Vorurteil räumte Steinbrück auf: "Minister sind nicht reich. Jeder Sparkassenkassendirektor verdient mehr als die Bundeskanzlerin." Auch die Gehäler der
"Normalbürger" waren ein Thema. Steinbrück bekannte sich klar zu einem gesetzlichen Mindestlohn. "Was viele Unternehmen zahlen, ist einfach inakzeptabel", sagte er.
Trotz der entspannten Atmosphäre und des lockeren Plaudertons zeigte sich der Minister in einem Punkt unnachgiebig. "Ich werde keine Steuern senken, solange wir auf Pump leben." Die Reform
der Unternehmenssteuer erwähnte er nicht. Einer Aussetzung der Ökosteuer wegen steigender Benzinpreise erteilte er dagegen eine klare Absage. Den jungen Menschen gab der Minister den Ratschlag mit
auf den Weg, einen größeren Teil ihres zukünftigen Gehalts für Pflege und Gesundheit zurückzulegen.
Zum Schluss erfuhren die Nachwuchsjournalisten noch etwas Überraschendes. Der Finanzminister hat selbst einmal eine Schülerzeitung herausgegeben. "Zu 50 Prozent anzeigenfinanziert", wie er
betonte. Letztlich habe es ihn dann aber doch in die Politik gezogen. Dem Journalismus sei "damit einiges erspart geblieben", meinte Steinbrück augenzwinkernd.
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