In den meisten europäischen Staaten sind die gesetzlichen Mindestlöhne im vergangenen Jahr deutlich angestiegen, so eine Bilanz zur aktuellen Mindestlohnentwicklung in Europa, die das
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) in der
Hans-Böckler-Stiftung vorlegt hat.
9,08 Euro Mindestlohn
So werden inzwischen in den meisten westeuropäischen Staaten, wie Großbritannien, Frankreich, Belgien, Irland oder den Niederlanden Mindestlöhne zwischen acht und neun Euro gezahlt. An der
Spitze liegt Luxemburg mit 9,08 Euro pro Stunde.
Mindestlohn in 20 von 27 EU-Staaten
Allgemeine, branchenübergreifende gesetzliche Mindestlöhne werden inzwischen in 20 von 27 EU-Staaten gezahlt. Die Höhe ist sehr unterschiedlich und spiegelt "zum Teil die unterschiedlichen
Lebenshaltungskosten und die wirtschaftliche Leistungskraft in den jeweiligen Ländern wider", heißt es in einer Pressemitteilung des WSI. In den südeuropäischen Ländern liegt der Mindestlohn
zwischen 2,82 und 4,22 Euro, in den osteuropäischen zwischen 0,53 und 1,76 Euro.
Europäische Mindestlohnnorm gefordert
Das WSI fordert die Einführung einer europäischen Mindestlohnnorm. Das Niveau der MInestlöhne gemessen an den nationalen Durchschnittslöhne variiere zwischen 30 und 60 Prozent. Mindestens 50
Prozent des nationalen Durchschnittslohns festzulegen, wäre sinnvoll, um Armut zu verhindern. "Die Bundesregierung solle sich im Rahmen ihrer EU-Präsidentschaft für die Entwicklung einer
europäischen Mindestlohnpolitik stark machen, die auf eine koordinierte Mindestlohnnorm abzielt," lautet die Empfehlung des WSI-Tarifexperten Dr. Thorsten Schulten.
Deutschland braucht einen Mindestlohn
Der Tarifexperte forderte auch die rasche Einführung eines Mindestlohnes in Deutschland, der sich am Niveau der westeuropäischen Staaten orientiert: "Deutschland kann hier von seinen Nachbarn
lernen: Praktische Erfahrungen und wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Mindestlöhne Armut verhindern, ohne dass Beschäftigung behindert würde."
Quelle: Böckler Impuls 1/2007
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.