Inland

Mindestlöhne in EU steigen

von Vera Rosigkeit · 17. Januar 2007
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In den meisten europäischen Staaten sind die gesetzlichen Mindestlöhne im vergangenen Jahr deutlich angestiegen, so eine Bilanz zur aktuellen Mindestlohnentwicklung in Europa, die das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung vorlegt hat.

9,08 Euro Mindestlohn

So werden inzwischen in den meisten westeuropäischen Staaten, wie Großbritannien, Frankreich, Belgien, Irland oder den Niederlanden Mindestlöhne zwischen acht und neun Euro gezahlt. An der Spitze liegt Luxemburg mit 9,08 Euro pro Stunde.



Mindestlohn in 20 von 27 EU-Staaten


Allgemeine, branchenübergreifende gesetzliche Mindestlöhne werden inzwischen in 20 von 27 EU-Staaten gezahlt. Die Höhe ist sehr unterschiedlich und spiegelt "zum Teil die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten und die wirtschaftliche Leistungskraft in den jeweiligen Ländern wider", heißt es in einer Pressemitteilung des WSI. In den südeuropäischen Ländern liegt der Mindestlohn zwischen 2,82 und 4,22 Euro, in den osteuropäischen zwischen 0,53 und 1,76 Euro.



Europäische Mindestlohnnorm gefordert


Das WSI fordert die Einführung einer europäischen Mindestlohnnorm. Das Niveau der MInestlöhne gemessen an den nationalen Durchschnittslöhne variiere zwischen 30 und 60 Prozent. Mindestens 50 Prozent des nationalen Durchschnittslohns festzulegen, wäre sinnvoll, um Armut zu verhindern. "Die Bundesregierung solle sich im Rahmen ihrer EU-Präsidentschaft für die Entwicklung einer europäischen Mindestlohnpolitik stark machen, die auf eine koordinierte Mindestlohnnorm abzielt," lautet die Empfehlung des WSI-Tarifexperten Dr. Thorsten Schulten.

Deutschland braucht einen Mindestlohn

Der Tarifexperte forderte auch die rasche Einführung eines Mindestlohnes in Deutschland, der sich am Niveau der westeuropäischen Staaten orientiert: "Deutschland kann hier von seinen Nachbarn lernen: Praktische Erfahrungen und wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Mindestlöhne Armut verhindern, ohne dass Beschäftigung behindert würde."

Quelle: Böckler Impuls 1/2007

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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