Mein Arbeitstag beginnt morgens um sieben in der Werkstatt. Los geht es mit dem Telefondienst. Ich mache Termine und beantworte Fragen von Kunden.
Nebenbei bereite ich meine Geräte vor. Je nachdem, ob ich Messungen bei Kunden mache oder aufs Dach zum Kehren gehe, überprüfe ich die Messsonden oder das Kehrwerkzeug. Dann ziehe ich mich um: entweder den kompletten Kehranzug oder nur eine Latzhose mit Pullover – in jedem Fall schwarz. Das ist Tradition, aber auch praktisch gegen den Schmutz.
Ab acht Uhr habe ich die ersten Messtermine. Dabei überprüfe ich in den Wohnungen im Kehrbezirk an den Thermen und Feuerstätten die Kohlenmonoxid-Werte. Wenn sie zu hoch sind, muss der Besitzer etwas ändern. Wenn sie ok sind, vermerke ich das in einem Protokoll.
Neben diesen Messtagen gibt es auch Kehrtage. Da bin ich hauptsächlich auf dem Dach. Beim Kehren eines Schornsteins ist es wichtig, dass die Kugel, die den Besen beschwert, frei bis unten durchrutschen kann. Die Heizungsanlagen sind mit den Jahren sauberer geworden, weil weniger Kohle verbrannt wird. Wenn ein Schornstein saniert wird oder wenn er stinkt, muss ich aber Ruß ausbrennen, wegkratzen oder abschlagen. Wenn man das nicht macht, kann sich der Ruß entzünden und das Haus anfangen zu brennen. Mit einer Kamera am Seil gucke ich auch in die Schornsteine. Ich kann dann sehen, ob irgendwo Löcher sind oder sonst irgendetwas kaputt ist.
Regelmäßig mache ich auch Feuerstättenschauen. Dabei prüfe ich alle Feuerstätten, also Öfen, Thermen und Abgasanlagen eines Hauses vom Keller bis zum Dach. Anschließend stelle ich einen offiziellen Bescheid aus. Diese Aufgabe ist mir per Gesetz vom Staat vorgeschrieben. Außerdem ist sie die einzige, die mir feste Einnahmen garantiert, weil für Hausbesitzer fixe Gebühren fällig werden. Ich bin ein Behördenvertreter, ohne Beamter zu sein.
Ab 14 Uhr bin ich meistens wieder in der Werkstatt, in der ich auch ein Büro eingerichtet habe. Messergebnisse müssen dokumentiert und archiviert werden. Als Selbstständiger muss ich aber auch zu Hause oft noch an den Computer, weil viel Schreibarbeit zu erledigen ist. Trotzdem hat mein kleiner Sohn neulich gesagt, er möchte später auch Schornsteinfeger werden.
Schornsteinfegermeister Matthias Heim-Richter
45 Jahre, lebt in Berlin
Ausbildung: 3 Jahre zum Gesellen, Lehrgänge, Meisterprüfung
Status: selbstständiger Handwerksmeister
Gehalt schwankt, bei Angestellten 17 Euro pro Stunde,
Arbeitszeit: 50-60 Stunden pro Woche
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.