Man freut sich, dass wenigstens das Wort "Internet" vorhanden ist. Dass mit "Web 2" die Kommunikation, vor allem für jüngere Menschen wesentlich verändert wird, wird ausgeblendet. Dafür hat
es der fromme Wunsch, dass der Umgang damit gelernt werden müsste, ins Programm geschafft. Die Verteidigung der Medien gegen staatliche Angriffe und wirtschaftliche Marktinteressen ist ein hübsches
Wunschdenken.
Das übliche Bekenntnis zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist ein Dauerbrenner, der auf die Frage keine Antwort gibt, wohin sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk entwickelt. Das Alter des
Durchschnittszuschauers der öffentlich-rechtlichen Anstalten liegt bei circa 60 Jahren. Die Jugend wird von den Öffentlich-Rechtlichen kaum mehr erreicht.
Wenn man die an sich richtige Auffassung vertritt, dass zur Wahrung einer bestimmten Programmqualität der öffentlich-rechtliche Rundfunk unbedingt notwendig ist, so wird dies mittelfristig zu
kurz greifen.
Ich würde mir hier wünschen, dass die Frage der Programmqualität nicht nur bei den Öffentlich-Rechtlichen deponiert wird. Vielleicht mit einer Förderung von Qualitätsprogrammen unabhängig von
dem Unternehmen, das die Ausstrahlung vornimmt.
Ein weiterer Punkt ist die Frage der Eigentümer von Medien. Ist es unbedingt notwendig, dass internationale Finanzinvestoren Print- und elektronische Medien aufkaufen und nach drei bis fünf
Jahren mit möglichst hohem Gewinn weiterverkaufen? Brauchen wir nicht Maßnahmen, die eine möglichst große Kontinuität der Eigentümer und eine Mindestkompetenz in publizistischer Hinsicht verlangen?
Ich weiß, dass ein Parteiprogramm keine medienpolitische Abhandlung sein kann, aber ein wenig mehr eingehen auf die wirklichen Fragen hätte ich mir schon gewünscht.
*Prof. Dr. Helmut Thoma, RTL-Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender von Freenet
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