Wenn Sie einen Sack Kohle schleppen, ist das keine Arbeit. Wenn Ihr Chef einen Bleistift aufhebt schon. Das glauben Sie nicht? Warten Sie’s ab.
Es ist die Arbeit, Dummkopf!“ Leider hat Bill Clinton den Satz nicht ganz so gesagt. „It´s the economy, stupid!“, es war die Wirtschaft, die ihn vor 20 Jahren zum Wahlsieg führte. Aber warum soll man alles aus den USA übernehmen? Manche tun das. Wo früher Arbeitsamt drauf stand, ist jetzt ein Job-Center drin. Da fehlt nur noch das Mc vor dem Job.
Das ist nicht immer eine Verarschung der Arbeitslosen. Oft suchen die eine Stelle und kriegen stattdessen dann nur fürs Weihnachtsgeschäft einen kargen Job bei Amazon. Begriffe wie „Jobcenter“ entwerten von vornherein, was die Menschen so antreibt. Sinnvolle Beschäftigung, gute Arbeit. Der Bundestag heißt auch nicht „Talk House“, obwohl dessen Mitglieder oft in Talkshows rumsitzen um dort manchmal Sinn und oft Unsinn zu verbreiten.
Was ist Arbeit? Arbeit ist Kraft mal Weg. Das weiß man aus dem Physikunterricht. Wenn ein Malocher also einen Sack Kohle quer durch die Wüste Gobi schleppt, ist das zwar bescheuert, aber keine Arbeit, weil es flach ist. Der Sack, einmal auf dem Rücken, muss nicht mehr gegen die Schwerkraft bewegt werden. Arbeit, physikalisch, ist es hingegen, wenn der Chef im Büro einen Bleistift aufhebt, der dir auf den Boden gefallen ist. Viele Bosse glauben auch in der modernen Arbeitswelt an diese Naturgesetze, spätestens wenn es um die Bewertung und Bezahlung ihrer Tätigkeit geht.
Arbeiten heißt Schuften
Arbeit ist Kraft mal Weg. Oder wie die Manager bei Opel sagen: Hoffentlich sind die Arbeitskräfte in Bochum bald mal weg!
Das Wort Arbeit kommt aus dem Germanischen: Avrum – das Ackerland. Arbeit ist also Ackern, Schuften. Wobei man sich fragt, ob derjenige, der schuftet, auch gleich ein Schuft ist. Natürlich nicht, aber der harte Malocher, das ist eben der Ackermann. Also der Josef zum Beispiel, der Ackermann von der Deutschen Bank. Subjektiv wird er gute Arbeit geleistet haben. Die recht gute Bezahlung hat ihm das jahrelang bestätigt.
Nur sitzt nicht jeder, der da ackert, schuftet, arbeitet, in der obersten Etage eines Frankfurter Wolkenkratzers. Damit die übrigen 99 Prozent von guter Arbeit nicht nur träumen können, braucht es auch mal Hilfe von der Politik. Dieser Gedanke erschrickt die Freunde des freien Marktes. Ein Schritt in den Staatssozialismus sei das. Ach ja. Die Kinderarbeit im 19. Jahrhundert hat auch der Staat verboten. Die SPD war unschuldig. Sie wurde erst ein paar Jahre später gegründet.
Georg Oligmueller
ist Kabarettist, Alternativ-Karnevalist („Geierabend“) und Blogger. Er lebt im Ruhrgebiet, freiwillig.