Machtwechsel in Duisburg: Sören Link gewinnt für die SPD
Duisburg hat jetzt wieder einen SPD-Oberbürgermeister. Knapp zwei Jahre nach der Loveparade-Katastrophe haben die Duisburger in einer Stichwahl den früheren SPD-Landtagsabgeordneten Sören Link zum neuen Oberbürgermeister gewählt.
Er holte 71,96 Prozent der Stimmen. Den bisherigen OB Adolf Sauerland (CDU) hatten die Duisburger in einem Bürgerbegehren abgewählt. Mit seinen 36 Jahren ist Sören Link einer der jüngsten Oberbürgermeister in Deutschland. Sein Gegenkandidat aus der CDU, der ehrenamtliche Duisburger Bürgermeister Benno Lensdorf (69), blieb mit 28,04 Prozent chancenlos. Mit dem Machtwechsel in Duisburg werden nun alle Großstädte des Ruhrgebiets „rot“ regiert. Die Wahlbeteiligung lag bei 25,75 Prozent der gut 365 000 Wahlberechtigten und ist damit so schlecht wie schon lange nicht mehr.
Stolzer Sieger
Das Ergebnis in Duisburg stand um 18:54 fest. Für eine Stunde war der Ratssaal voll, knapp 200 Anhänger und Unterstützer verfolgten gebannt die Auszählung der Stimmbezirke. Die Linke und die Grünen hatten zuletzt auch die Wahl von Sören Link unterstützt. „Wir sind Sieger“, sangen die Anhänger fast wie im Chor. Ein sichtlich hochroter Sören Link kam im Arm mit Freundin Sonja und einem Strauss roter Nelken in den Ratssaal. „Ich bin stolz, war angespannt“, sind seine ersten Worte.
Neuer Stil im Rathaus
Sören Link hat viel riskiert, nicht mehr für das Landesparlament kandidiert, um sich voll dem Oberbürgermeister-Wahlkampf zu widmen. Er verspricht einen neuen Stil im Rathaus. Weg von der Lethargie nach der Loveparade-Katastrophe. Hin zu einem modernen Führungsstil mit ganz viel Herz. So schüttelt er auch der Pförtnerin beim Rausgehen zur Siegesfeier die Hand, lässt sich mit Kindern von Bekannten geduldig fotografieren und fährt zur SPD-Feier bei Verwandten im Mittelklassewagen mit statt in die Limousine von Parteifreund und NRW-Innenminister Ralf Jäger einzusteigen. Keine Spur von Überheblichkeit.
Signal für junge Menschen
Fast schüchtern wirkt er, als ihm NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft per Telefon gratuliert. Für die SPD ist dieser Sieg in Duisburg wichtig. In vielerlei Hinsicht. Für die jungen Menschen in der Stadt ist es ein Signal, sagt Ünsal Baser. Der Vorsitzende der Gewerkschaftsjugend in Duisburg ist davon überzeugt, dass Sören Link ein guter OB sein wird: „Wir haben einen jungen OB für unsere Stadt, der frischen Wind in die Kommunalpolitik bringen wird. Ich hoffe und wünsche mir, dass er auch der jungen Generation die Politik näher bringt und sich vor allem ihrer Themen annimmt.“
Fairer Wahlkampf
Ältere Semester wie der Alt-OB Josef Krings lassen sich von der Begeisterung im Ratssaal mitreißen. „So ein Ergebnis hätte ich auch gerne gehabt“, scherzt er. Er findet es beeindruckend, wie fair beide Kandidaten den Wahlkampf betrieben hätten. Er wünscht sich, dass der neue Mann im Rathaus „mehr Nachdenklichkeit in seine politische Strategie mitbringt, auf das Kleine und auf die Kleinen schaut“.
SPD-Bundestagsabgeordnete Bärbel Bas ist eine der ersten, die das Ergebnis sofort in Facebook stellt und lobt den neuen OB: „Wir sind Stolz auf diesen Erfolg. Er zeigt, dass die SPD-Duisburg eine gute Nachwuchsarbeit macht, denn mit Sören Link haben wir einen der jüngsten Oberbürgermeister im ganzen Bundesgebiet. Ich wünsche ihm jetzt viel Kraft und Erfolg für seine verantwortungsvolle neue Aufgabe."
Schwere Aufgabe
Der neue Verwaltungschef steht in Duisburg vor einer schweren Aufgabe: Er muss die verfeindeten Lager in Stadt und Rathaus versöhnen und zugleich in der hoch verschuldeten Stadt zweistellige Millionenbeträge einsparen. Und dazu das Negativ-Image der Stadt durch die Loveparade-Katastrophe weg bekommen. Bei der Loveparade hatte es eine Massenpanik gegeben, bei der 21 Menschen ums Leben kamen. Das hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt.
Sören Link wollte am Wahlabend feiern. Mehrere Runden Bier gingen auf seine Kosten. So ist er nun, ein Junge aus dem Volk. Und er bedankte sich mehrfach bei all denen, die ihm beim Wahlkampf geholfen haben. Denn ohne sie hätte er nicht gesiegt, sagt er immer wieder. Derweil wurde in Uedem am Niederrhein ein Kalb geboren. Bauer Günter Derksen hat es auf den Namen „Sören“ getauft. Ein besseres Omen kann es für Duisburg kaum geben.
Stephanie Hajdamowicz studierte Politische Wissenschaften, Soziologie und Soziale Arbeit und Erziehung an der Universität Duisburg-Essen. Sie volontierte anschließend bei der Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung in Essen und hat dort viele Jahre als Tageszeitungsredakteurin in Düsseldorf, Essen und Berlin gearbeitet. Anschließend war sie Pressesprecherin des Landtags NRW. Seit 2007 berichtet sie als Fernsehjournalistin für den WDR. Für vorwärts.de arbeitet sie als freie Journalistin. Ihre Schwerpunkte sind aktuelle Politik- und Wirtschaftsthemen.