Den europäischen Jungsozialisten reicht es. Sie demonstrieren vor dem Brandenburger Tor gegen die Sparpolitik von Angela Merkel. Ihr Motto: Europas Jugend gegen das Sparen -„Merkels Sparpolitik nimmt uns die Luft zum Atmen“
Viele Touristen vor dem Brandenburger lassen sich die Gelegenheit nicht nehmen. Sie poussieren mit Relikten aus der Vergangenheit. Egal ob NVA-Soldat oder KGB-Offizier. Überholt scheint allmählich auch Merkels Sparpolitik. Der konservative „Economist“ fordert die Kanzlerin auf, die Motoren endlich zu starten. Und der Spiegel-Kolumnist Jakob Augstein meint pathetisch: „Angela Merkel muss ihrem Land einen Dienst erweisen: Sie muss sich opfern. Sie darf nicht an sich selbst denken und nicht an ihre Partei. Sie muss an die Zukunft der Bundesrepublik Deutschland denken. Diese Zukunft liegt in Europa.“
Doch vom Selbstopfer oder Abkehr der Sparpolitik in Europa ist Angela Merkel weit entfernt. Dagegen demonstrieren Jungsozialisten aus vielen europäischen Ländern vor dem Brandenburger Tor. Sie strecken ihre Nationalfahnen wütend in die Luft. Versehen mit der Höhe der Jugendarbeitslosigkeit im jeweiligen Land. „Spanien 51,50%, Italien 35,40%“, liest man da. Etwas am Rand eine Angela Merkel Figur. Eingefallene Gesichtszüge, typisch buddhistische Armhaltung, vor ihr ein symbolischer Spar-Hammer. Ein weiteres Relikt für die Touristen an diesem Tag.
Kampf der Jugendarbeitslosigkeit
„Die Jugend Europas war nie besser ausgebildet als Heute“, konstatiert Thierry Marchal-Beck aus Frankreich. Was ihnen fehlt, sind Chancen. „Wir brauchen staatliche Programme, um die Wirtschaft in Gang zu bringen. Den Menschen eine Arbeit zu geben. Gerade in Branchen wie der Erneuerbaren Energien und der Pflege“, meint der sympathische Franzose.
Die Folgen der Jugendarbeitslosigkeit seien dramatisch. Eine ganze Generation drohe verloren zu gehen. „Die meisten meiner Freunde müssen noch zu Hause leben, obwohl sie top ausgebildet sind, und hervorragende Zeugnisse haben. Sie suchen nach Arbeit, egal ob sie überqualifiziert oder schlecht bezahlt sind. Doch sie finden keine. Es gibt einfach keine“, berichtet die Spanierin Beatriz Taleyon, . Sie wolle weiter für dieses Europa kämpfen. Das Frieden, Reisefreiheit, und Austausch zwischen den Völkern hervorgebracht habe. Ein soziales Europa ,das mehr als Geld sei. Das aber ohne Geld für Menschen, gerade für die Jungen, nicht möglich sein werde.
Auswege aus der Krise
Die Jungsozialisten protestieren nicht nur lautstark. Sie denken auch konstruktiv über Wege aus der Krise nach. Es sei gut, wenn junge Menschen für einige Zeit oder auch länger in anderen Ländern arbeiten würden. Das fördere den Austausch in Europa, und erweitere den Horizont. Doch sollte es eine Wahlmöglichkeit sein und nicht der einzige Weg, der noch bleibt. Weil im eigenen Land alles da nieder liegt, sagt Mike Spring aus Irland, der selbst für ein Jahr in Köln an einer Schule unterrichten wird.
Das neue Chancen auch neue Mittel brauchen, die nicht vom Himmel fallen, ist den Protestanten vollkommen klar. Aber es gäbe durchaus Handlungsspielräume für die Politik. Es sei ein Skandal, dass im dritten Jahr der Krise immer noch keine europaweite Finanztransaktion auf den Beinen stehe. Und Banken weiterhin spekulierten. „Nach Jahrzehnten der Entlastung von Spitzenverdienern sei es an der Zeit, diese am Neustart in Europa zu beteiligen. Francois Hollande geht den richtigen Weg. Und sein Triumph sollte allen Arbeiterparteien in Europa Mut machen“, gibt sich Marchal-Beck kämpferisch.
Solidarität in Europa
Die Jungsozialisten sind fest vereint im Glauben an die Solidarität unter den Jungen Menschen. Auf die Frage, ob es diese überhaupt gebe, antwortet Mark Spring: „Natürlich gibt es die. Sonst wäre ich und alle anderen nicht da! Oder? Hoffentlich ist dieselbe Solidarität auf den Gipfeln der Staats-und Regierungschef in den nächsten Wochen spürbar. Die jungen Menschen leben sie bereits. Nun ist die Politik dran. Und warum sollte sich gerade Deutschland noch stärker für Europa einsetzen? „Deutschland hat sicher die tollsten Dinge in Europa zu verkaufen, aber es muss sie auch jemand kaufen können!“, sagt Thierry Marchal-Beck.