Inland

Lebenslanges Lernen

von Die Redaktion · 28. November 2007
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Die Studie zeigt, dass vor allem Geringqualifizierte und Ältere zu wenig an beruflicher und allgemeiner Weiterbildung teilnehmen. Die Älteren erkennen den persönlichen Nutzen nicht und die Geringqualifizierten haben Versagensängste, oftmals durch schlechte Erfahrungen in der schulischen Ausbildung. Das Netzwerk Bildung der FES hat sich damit beschäftigt, welche politischen Konsequenzen für eine offensive und integrative Bildungs- und Weiterbildungspolitik sich aus dieser Analyse ergeben.

Professor Rolf Wernstedt, Moderator des Netzwerks, machte deutlich, dass Weiterbildung grundsätzlich Bildung voraussetzt. Deshalb müsse schon bei Kindern früh die Lust am Lernen gefördert werden. Damit sprach er sich für ein verpflichtendes Vorschuljahr aus. Dort werde spielerisches Lernen praktiziert. Und das sei keine Überforderung der Kinder, vielmehr würden Potentiale auf altersgerechte Weise entwickelt, die ansonsten möglicherweise verborgen blieben. Die Finanzierungspflicht läge in diesem Fall bei den Ländern. Bei der Weiterbildung Erwachsener könne man erwarten, dass der Einzelne auch etwas dazu beitragen könne. Im Rahmen seiner wirtschaftlichen Möglichkeiten müsse er seine Weiterbildung mitfinanzieren.

Grundsätzlich aber müsse, so Wernstedt, Bildung eine höhere Wertschätzung in der Bevölkerung erfahren. Dieser Prozess könne nicht von heute auf morgen erreicht werden. Er forderte eine Bildungs- und Qualifizierungsberatung für jeden Mensch, in jedem Alter und in jeder Beschäftigungssituation, um die Weiterbildungsbeteiligung zu steigern.

Bert Rürup, Professor für Finanz- und Wirtschaftspolitik an der TU Darmstadt, erläuterte die ökonomischen Aspekte. Entscheidend für die Wirtschaft sei das Problem der Alterung. In den nächsten 20 Jahren, so Rürup, werde die Wohnbevölkerung zwar nicht schrumpfen, jedoch würde sich die Relation zwischen Erwerbstätigen und Gesamtbevölkerung verändern. Um die aktuelle Güterversorgung auch dann noch zu gewährleisten, müssten die zukünftigen Erwerbstätigen zwingend produktiver sein als heute. Das zu erreichen, gäbe es zwei Möglichkeiten: In quantitativer Hinsicht müsste langfristig die Erwerbsquote von Älteren und Frauen gesteigert werden; qualitativ gesehen seien eine kontinuierliche Bildung und lebenslanges Lernen unumgänglich.

Für diese Anstrengungen gäbe es dann auch dreierlei Dividende: der Staat profitiere mit besseren Wachstumschancen und einer besseren Arbeitsmarktperformance; Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hätten langfristig bessere Einkommens- und Arbeitsmarktchancen. Und auch die Unternehmen hätten einen klaren Vorteil: Personalentwicklung durch Weiterbildung, im Angesicht des Fachkräftemangels, wäre eine Chance, diesen zu überwinden.

Mamke Kühl

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