Lauterbach sagte heute Morgen im Deutschlandradio, dass es sich entgegen der Aussagen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung durchaus nicht um Einzelfälle handele. Dafür würden zu viele Mediziner über das Problem berichten. Ob die "Bestechungen" jedoch ein flächendeckendes Problem darstellen, könne derzeit noch nicht gesagt werden, so der SPD-Politiker.
Mangelndes Problembewusstsein bei Ärzteschaft
Bei der Behebung des Problems möchte sich der Gesundheitspolitiker nicht auf die Selbstverwaltung der Ärzteschaft verlassen, bei dieser sei offensichtlich kein ausreichendes Problembewusstsein vorhanden. Auch die Chancen des einzelnen Patienten schätzt der Gesundheitsexperte als gering ein: "Wenn der Arzt dem Patienten eine Klinik empfiehlt, von der er bezahlt wird, hat der Patient keine Chance, dies aufzudecken." Lauterbach schlägt daher vor, die bestehenden Gesetze zu ergänzen. Für die weitere Aufklärung sei die Einrichtung von Meldestellen sinnvoll, bei denen Ärzte die illegalen Praktiken anzeigen könnten.
Bessere Patientenberatung
Von den Krankenkassen und den Verbraucherschützern erwartet der Experte eine bessere Nutzung der Daten über die Qualität der einzelnen Kliniken: "Wir haben in Deutschland die besten Daten über die Qualität von Krankenhäusern in Europa. Diese Daten werden von den Krankenkassen zu wenig zur Patientenberatung genutzt." Der SPD-Politiker plädiert dafür, die Krankenkassen, wenn nötig, zur Weitergabe der Informationen zu verpflichten. In diesem Zusammenhang wünscht sich Lauterbach auch vom Patienten mehr Eigeninitiative. Denn vor jedem Autokauf würden sich die Menschen wesentlich präziser informieren als vor einem Krankenhausaufenthalt.
Fehlende Ethik
Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Helga Kühn-Mengel (SPD), bezeichnete die Praxis der Fangprämie als Raffgier einiger Ärzte. "Angesichts der bekannt gewordenen Vorwürfe frage ich
mich, wo da die medizinische Ethik bleibt", sagte Kühn-Mengel am Freitag der "Leipziger Volkszeitung". Sie forderte Konsequenzen für die beteiligten Ärzte und Krankenhäuser: "Diese Verfehlungen
müssen mit Sanktionen hart geahndet werden. Es handelt sich schließlich um das Geld der Versicherten, was an anderer Stelle im Gesundheitssystem fehlt."