"Die entscheidenden Grundlagen für Familienpolitik werden in den Kommunen gelegt", zeigte sich Bonns Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann überzeugt. Eine Ebene allein könne die Last jedoch
nicht tragen. Die Vernetzung von Bundes-, Landes- sowie kommunaler Ebene sei entscheidend. "Armut hat viele Gesichter", sagte Dieckmann. "Ihre Bekämpfung hängt nicht alleine von finanziellen
Transfers ab." Auch Bildung und soziale Teilhabe seien wichtige Aspekte.
"Entscheidend ist, Kinder und Familien von der Geburt an wahrzunehmen", so Dieckmann. In Bonn passiert dies bereits. Alle Eltern bekommen kurz nach der Geburt einen Glückwunschbrief mit
Hinweisen zu Ärzten, Hebammen und anderen Hilfestellen. "Kinder sind das Wertvollste, was wir in der Gesellschaft haben. Ihr Wohl sollte uns also viel wert sein."
Frühe Hilfe mit Präventionskette
Auch in Dormagen werden Familien eng von der Stadt betreut - und das schon vor der Geburt des Kindes. "Unsere Präventionskette beginnt bereits mit der Schwangerenberatung", stellte
Bürgermeister Heinz Hilgers das Beratungsangebot seiner Stadt vor. Dafür wird Hilgers, der außerdem Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes ist, auch selbst aktiv und besucht junge Familien zu
Hause: "Für einen Bürgermeister ist es schön, nicht nur 90- und 100-Jährigen zu gratulieren, sondern auch jungen Eltern."
Dabei ist Heinz Hilgers der respektvolle Umgang mit seinen Mitarbeitern wie mit den Familien besonders wichtig. "Wertschätzung und Hilfsbereitschaft sind die Schlüsselkompetenzen." In der
Praxis bedeute dies, Veränderungen im Dialogverfahren zu etablieren "und nicht von oben aufzusetzen".
Ansatz beim Kind
Derselbe Ansatz wird auch in Nürnberg verfolgt. "Wir müssen vom Kind ausgehend überlegen", forderte Reiner Prölß, Leiter des Referats für Jugend, Familie und Soziales der Stadt. Die direkte
Kommunikation mit den Familien und der Aufbau eines Netzes von Infrastruktur und Diensten seien die Aufgaben der Kommunen.
Mit dem "Nürnberg Pass" leistet die Stadt materielle Hilfe und entlastet Familien durch verbilligte Eintritte und günstigere Fahrpreise im ÖPNV. "Danben müssen wir jedoch auch in die soziale
Infrastruktur investieren", so Prölß. "Arm ist auch das Kind, das die deutsche Sprache nicht spricht."
Einig waren sich die drei kommunalen Vertreter schließlich darin, dass vor allem Städte und Gemeinden bei der Armutsbekämpfung gefragt sind. "Vieles ist nicht gesetzlich zu regeln, sondern
dadurch, dass wir voneinander lernen", sagte Bärbel Dieckmann. Heinz Hilgers drückte es direkter aus: "Ich habe aufgegeben, auf Bund und Länder zu hoffen. Helfen wir uns lieber selbst!"
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