Unsere - soziale - Demokratie lebt in und von unserer Verfassung. Vor allem von ihrem zentralen Gedanken: dem freien Wort. Aber zum größten Risiko für die demokratische Freiheitsverfassung,
wird mehr und das leise Verschwinden der Wortkultur in unserer Öffentlichkeit. Die Selbstindustrialisierung der Medien, das permanente Verwischen der Trennung von Journalismus und Reklame gefährdet
auf Dauer alle Demokratien. In unserem Land lebt die Medienindustrie gut vom halben Mehrwertsteuersatz. Der hat seine Begründung im Dienst der Medien für die Demokratie. Aber heute profitiert davon
immer stärker auch die Werbung. Das dürfen wir nicht zulassen!
Ohne die öffentlich-rechtlichen Medien hätten wir unsere Demokratie nicht aufbauen können. Sie leben nicht von der Einfalts-Einschalt-Quote, sie leben von den realen Hörern und Zuschauern.
Hunderttausende, zuweilen Millionen. Eine gute Radiosendung wird von mehr Bürgerinnen und Bürgern gehört als in einem Monat unsere guten Theater und Konzerte besuchen. Wohin verrutscht unsere
Kultur, unsere Demokratie, wenn die Sozialdemokratie diese Gefahren nicht wahrnimmt?
Wir brauchen endlich wieder die klare Trennung zwischen Reklame/Public Relation und Journalismus! Und wir brauchen eine wachsame Abkehr von der Bewertung unserer öffentlichen Medien durch die
(nur der Werbung dienenden) Einschaltquote. Gefreut hätte mich, wenn ich diese Gedanken im Programm meiner Partei hätte finden können.
*Freimut Duve, ehemaliger OSZE-Beauftragter für die Freiheit der Medien 1998-2004. MdB 1980 -98
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