Inland

Kiel schafft die Hauptschule ab

von Stefan Grönebaum · 25. Januar 2007
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Als erstes Bundesland führt Schleswig-Holstein Gemeinschaftsschulen ein. Mit den Stimmen der großen Koalition aus SPD und CDU beschloss der Kieler Landtag gestern ein neues Schulgesetz. Danach sollen vom Schuljahr 2010/2011 an alle bisherigen Bildungsgänge in der "Gemeinschaftsschule" vereint werden. Bis zum Ende der zehnten Klasse lernen die Schülerinnen und Schüler damit gemeinsam. Dabei werden die Schüler sowohl den neuen Regional- wie auch weiterhin einen Gymnasialabschluss erwerben können.

Mit der Reform will Kultusministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD) mehr individuelle Förderung für Kinder aus armen und bildungsfernen Familien ermöglichen, die bisher laut PISA u.a. Studien im Vergleich der Bundesländer und international besonders schlechte Chancen haben, einen höheren Abschluss zu erwerben. Auch SPD-Landesvorsitzender Claus Möller begrüßte das neue Gesetz: "Längeres gemeinsames Lernen ist der Schlüssel der skandinavischen Länder für ihre Spitzenpositionen...nach diesem Vorbild hat die SPD...in der großen Koalition nun eine echte Schulreform verwirklicht." Sie entspräche dem Ziel größerer sozialer Chancengleichheit und habe daher bundesweit Vorreiterrolle.

Um dem Sinken der Schülerzahlen und und den wachsenden Problemen an den Hauptschulen zu begegnen, sieht das Gesetz auch eine Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen vor. Auf Antrag können alle Schularten fusionieren und werden vom Land mit Fördermitteln unterstützt. Nur die Gymnasien, die sich nicht an einer Gemeinschafftsschule beteiligen wollen, bleiben auf Druck der Landes-CDU bestehen. Gegen die Fusion der Haupt- und Realschulen haben Eltern-, Lehrer- und Schülerverbände heftig protestiert. Nun sammeln sie Unterschriften für eine Volksinitiative, um über Volksbegehren und -entscheid das ungeliebte Schulgesetz doch noch verhindern zu können.

Quellen: Der Tagesspiegel, Financial Times Deutschland und Süddeutsche Zeitung vom 25. Januar, www.spd-schleswig-holstein.de;

Autor*in
Stefan Grönebaum

war von 1994 bis 1998 Büroleiter und Persönlicher Referent des SPD-Fraktionsvorsitzenden Rüdiger Fikentscher.

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