Inland

„Kann man machen“

von Gero Fischer · 28. Februar 2011
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Olaf Scholz hat schon nachgefragt bei Kurt Beck. Wie das gehe, mit dem Alleinregieren? Die Antwort dürfte ihn erfreuen: "Kann man machen", lautet die Botschaft des Pfälzers, der seit 2006 in Mainz allein regiert und sich anschickt, das auch nach dem 27. März zu tun. Mit welchen politischen Inhalten er die Wahl für sich entscheiden will, beschreibt Kurt Beck in seinem Buch.

Positiver Pragmatismus

"Politik geerdet" sei ein Buch, das den Titel verdiene, sagt Olaf Scholz. "Man begegnet darin einem Mann, der konkrete Vorstellungen von einem gemeinsamen Miteinander hat." Dabei ist sich Scholz sicher: Es sind Vorstellungen, die die meisten Bürger in Deutschland teilen. Der Beleg dafür sei die Tatsache, dass Kurt Beck seit 1994 in Rheinland-Pfalz regiere. Scholz sieht in dem Buch vor allem ein "positives Bekenntnis zum Pragmatismus". Etwas, was die SPD auszeichne und was sie von den anderen Parteien im linken Spektrum unterscheide. Für Scholz ist aber auch klar: "Man darf Pragmatismus nicht mit Visionslosigkeit verwechseln."

Denn Kurt Beck hat Visionen. Er möchte eine Gesellschaft, die jedem einzelnen die Möglichkeit bietet, etwas aus seinem Leben zu machen. Beck ist sich sicher: Wenn Menschen ihre Chancen zum Aufstieg bekommen, entstehen neue Kräfte, die letztlich alle voranbringen. Auf der anderen Seite drohe der Abstieg der gesamten Gesellschaft, wenn die individuellen Chancen nicht wieder erhöht werden. Vor allem deshalb seien kostenlose Kita-Plätze, Ganztagsschulen und ein Studium ohne Gebühren so wichtig.

Neues Wir-Gefühl

Daneben müsse man die Wirtschaft wieder mehr in die Pflicht nehmen. Die Aufgabe der Politik sieht Beck darin, Spielregeln und "Korsettstangen" für die Unternehmen zu entwickeln und damit ein gesellschaftliches Wir-Gefühl zu fördern. "Auch große Konzerne müssen mehr leisten, als nur gute Börsenkurse." Dafür fordert der Ministerpräsident mehr Mitentscheidung auf Arbeitnehmerseite und eine stärkeres gesellschaftliches Engagement von Unternehmern.

"Politik geerdet" - dieses Motto würde nach Becks Meinung auch anderen Politikern gut zu Gesicht stehen. Gefragt nach der Plagiatsaffäre des Verteidigungsministers spricht Beck mit den Worten des ausgebildeten Elektromechanikers: Geerdet zu sein bedeute auch mit beiden Beinen fest auf dem Boden zu stehen. "Wenn man unter hoher Spannung steht und nicht geerdet ist, kann es zu einem Blitz kommen, der dann nicht mehr zu kontrollieren ist." In Rheinland-Pfalz sind jedenfalls keine Gewitter zu erwarten.

Das Hamburger Grundsatzprogramm der SPD von 2007 trägt die politische Handschrift des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten und damaligen Parteivorsitzenden Kurt Beck. In seinem vorliegenden Buch hat er seine ureigenen Überlegungen und Erfahrungen aktuell zusammengefasst, um die Grundorientierung der SPD deutlich und glaubhaft darzustellen: "Das sind meine Antworten auf die Fragen von Wählerinnen und Wählern, wofür sich Sozialdemokraten einsetzen und mit welchen Zielen ich mich selbst seit meiner Jugend politisch engagiere." Kurt Beck: Politik geerdet. Ein Essay, 168 Seiten, 10,00 €
ISBN 978-3-86602-057-3
Mehr Informationen und Bestellmöglichkeiten unter www.vorwaertsbuchverlag.de

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