Der Niedriglohnsektor ist in Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Mehr als jeder sechste Vollzeitbeschäftigte gehört zu den Geringverdienern, wobei Frauen von niedrigen
Löhnen überproportional betroffen sind. Sie stellen nur 35 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten, aber fast 60 Prozent der vollzeitbeschäftigten Geringverdiener. Frauen sind zudem besonders
gefährdet, im Niedriglohnsektor zu verbleiben: Bei den Männern schaffte rund jeder fünfte innerhalb von sechs Jahren den Sprung über die Niedriglohnschwelle, bei den Frauen nur jede zehnte.
In Großbetrieben ist der Aufstieg leichter
Mit der Betriebsgröße nehmen die Aufstiegschancen zu. So ist die Wahrscheinlichkeit, die Niedriglohnschwelle innerhalb von sechs Jahren hinter sich zu lassen, in einem Großbetrieb mit über
500 Mitarbeitern mehr als doppelt so hoch wie in Kleinbetrieben mit maximal 20 Beschäftigten. Auch ein Betriebswechsel führt oft zu einer Verbesserung: Bei jenen, die im Betrieb bleiben, schafft
nur jeder sechste den Aufstieg - bei den Betriebswechslern fast jeder zweite. Dies sei allerdings wenig überraschend, da der höhere Lohn oft Grund für den Betriebswechsel sein dürfte, so die
Autoren der Studie.
Niedriglohnschwelle 2005 bei 1.779 Euro im Westen und 1.323 Euro im Osten
Entsprechend den internationalen Gepflogenheiten wurde in der Studie die Niedriglohnschwelle bei zwei Dritteln des Medianlohns der Vollzeitbeschäftigten angesetzt. Der Medianlohn ist ein
Durchschnittslohn, allerdings nicht im Sinne eines arithmetischen Durchschnitts: Die Hälfte aller Beschäftigten verdient mehr, die andere Hälfte weniger als den Medianlohn. Dieser Definition
folgend lag die deutsche Niedriglohnschwelle im Jahr 2005 in Westdeutschland bei 1.779 Euro brutto, in Ostdeutschland bei 1.323 Euro brutto. Überstunden, Prämien, Weihnachts- und Urlaubsgeld sind
darin anteilig enthalten.
Jeder dritte Geringverdiener verblieb im Niedriglohnsektor
Rund ein Drittel der ursprünglichen Geringverdiener verblieb im Untersuchungszeitraum als Vollzeitbeschäftigter im Niedriglohnsektor. Jeder achte Geringverdiener konnte innerhalb von sechs
Jahren die Niedriglohnschwelle überschreiten. Ebenfalls jeder Achte wechselte in eine Teilzeit- oder geringfügige Beschäftigung. Jeder Zehnte wurde arbeitslos. Nahezu jeder dritte Geringverdiener
schied aus der statistischen Auswertung aus, da er sich ganz aus dem Erwerbsleben zurückzog oder eine selbstständige Tätigkeit aufnahm.
Die Studie im Internet: http://doku.iab.de/kurzber/2008/kb0808.pdf.
(Pressemitteilung)
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