Die ersten Hochrechnungen von ARD und ZDF zur Europawahl sehen starke Gewinne für die SPD von fast sieben Prozent und Verluste für die Union von knapp zwei Prozent. Sie sehen einen Absturz der FDP auf rund drei Prozent und ein Rekordergebnis für die AfD von über sechs Prozent. Die Wahlbeteiligung ist gestiegen.
Bestätigen sich diese Hochrechnungen hätte die SPD mit einem Stimmenzuwachs von fast sieben Prozent zum ersten Mal überhaupt bei einer Europawahl Stimmen gewonnen. Bisher hatte die deutsche Sozialdemokratie nämlich seit der ersten Europawahl 1979 bei jeder folgenden Wahl immer weiter Stimmen verloren.
Thomas Oppermann, der Fraktionschef der SPD im Bundestag, freute sich über das „fantastische Ergebnis“ der SPD. Die Partei habe mit einem Gewinn von voraussichtlich über sechs Prozentpunkten den „höchsten Zuwachs aller Zeiten“ bei einer bundesweiten Wahl erreicht. Damit habe SPD-Spitzenkandidat Martin Schultz nun gute Chancen, Präsident der EU-Kommission zu werden.
Ein wichtiges Signal für das Kräfteverhältnis in der Großen Koalition in Deutschland ist auch, dass die SPD den Abstand zur Union bei dieser Europawahl verkürzen konnte. Hatte die Union bei der letzten Europawahl im Jahr 2009 noch einen Vorsprung von über 17 Prozent vor der SPD, konnte die Sozialdemokratie diesen Abstand nun nach den vorliegenden Prognosen halbieren auf nur noch rund 8,5 Prozent.
Entgegen den Befürchtungen zahlreicher Politiker ist die Wahlbeteiligung bei dieser Europawahl nicht weiter gesunken, sondern gestiegen. Betrug sie bei den Wahlen 2009 nur 43,3 Prozent, wird nun eine Wahlbeteiligung um die 48 Prozent prognostiziert. Eine Ursache dafür könnte neben einem gestiegenen Interesse an der Europawahl die Tatsache sein, dass heute parallel in zehn von sechzehn deutschen Bundesländern Kommunalwahlen stattfanden.
Die Zahlen der Hochrechnungen im Einzelnen:
ARD ZDF
CDU/CSU 36,1 % 36,1 %
SPD 27,6 % 27,5 %
Grüne 10,9 % 10,6 %
FDP 3,1 % 2,9 %
Die Linke 7,8 % 7,6 %
AfD 6,5 % 6,5 %
Sonstige 8 % 9 %
Wahlergebnis in 2009
CDU/CSU 37,9
SPD 20,8
Grüne 12,1
FDP 11,0
Die Linke 7,5
REP 1,3
Sonstige 9,5