Inland

Hier studiert, in der Fremde erfolgreich

von Frank Blenz · 29. Oktober 2010
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Viel wird über einen Fachkräftemangel und den Zuzug internationaler Kräfte geredet. Dass dann noch deutsche Fachkräfte mit eigener individueller Vorstellung vom "Nach oben kommen" hier ausgebildet werden, um es in der Fremde zu schaffen, mag Freiheit und Toleranz bedeuten. Doch wo sind die Konzepte dafür, dass die Menschen ihre Zukunft in Deutschland sehen?

Über Australien nach Hongkong

Daniel Klöden sieht so aus, wie man sich einen jungen, hungrigen Erfolgsmenschen der Leistungsgesellschaft vorstellt. Schicker Anzug, glatt gekämmtes Haar, ein Blick, der alle Türen öffnet und beinah immer ein Lächeln Gesicht. Der junge Mann wirkt dabei nicht wie ein junger Mann, etwa unbeschwert und locker, rebellisch und unetabliert. Nein. Klöden beherrscht das Auftreten im Stile eines Jungpolitikers, Juniorpartners einer Kanzlei etwa oder besser, und so eröffnet sich auch dessen Realität, er arbeitet als Macher in eigener Sache - neuhochdeutsch "Selfmademan".

Der ehemalige Absolvent erzählt im Seminarraum der Plauener Berufsakademie vor etwa einem Dutzend der jetzigen Studenten seine individuelle Erfolgstory. Wohl auch, so formulierte es der Vorsitzende des Fördervereins der BA Bernd Klausner, um zu zeigen, was so alles möglich sei mit einem abgeschlossenen Studium. Die Stationen seines Werdeganges nach dem Weggang aus Deutschland führten ihn zum Arbeiten und Studieren von Australien nach China, um zu. In Hongkong ist der junge Mann nun zu Hause.

Im Ausland vieles leichter

"Ich habe mich nach meinem Studium in Australien und einem ersten festen Job später in China selbständig gemacht und berate Firmen", berichtet der Sachse. Bei BMW hatte Klöden eine gut Stelle, er wollte mehr, mehr erreichen, stellt Daniel Klöden fest. Klar, er habe gut verdient und entsprechend zusätzliche Leistungen erhalten. Freiflüge, Dienstauto. Er empfand das als goldenen Käfig. Lieber gründete er eine eigene Firma, genannt DKS Consulting, also eine Beraterfirma. Dass sein Exarbeitgeber auch der erste Kunde von ihm war, erwähnt er mit spitzbübischem Lächeln.

Der Abriss seiner Studien und Arbeitsstationen wirkt wie das Sammeln von Punkten, die für ihn im internationalen Maßstab schließlich die Eintrittskarte ins Management der Firmen bedeuten. Zum einen staunt der Zuhörer, zum anderen steht die Frage im Raum, wie locker leicht die Karriereleiter offenbar zu erklimmen ist. "Ich habe schon in Deutschland gearbeitet", antwortet er, als weiß er die Frage um die Finanzierung. Geld beiseite legen (er war drei Jahre nebenbei bei einem großen Elektronikmarkt tätig) gelang ihm. "Ich habe in Sydney schnell eine eigene erste Firma gegründet", erzählt der sächsische Selfmade-Mann weiter. Das sei dort viel leichter möglich als in Deutschland und er habe bald mehr Geld gehabt als hier, wobei das Monetäre nie das Thema war und ist. Überhaupt sei vieles im Ausland leichter. Eines sei anders: Hier gehe es geordneter, geregelter zu. Ist ja auch nicht so schlecht, denkt der Zuhörer.

Soll das ein Vorbild sein?

"Ja in Asien macht es einfach super Spaß als Unternehmer tätig zu sein. Ich finde, da geht viel mehr", beschreibt Klöden China. Der Zuhörer staunt weiter. Worte wie Wachstum, Reichtum, Macht tauchen auf. Nach knapp einer Stunde Ausführungen über eine individuelle Bilderbuchkarriere bleibt schließlich auch Zeit für die jetzigen Studenten Fragen zu stellen.

In der Nachbetrachtung weicht das Staunen, weicht die Bewunderung manch anderen Gedanken: In Deutschland studieren und im Ausland Karriere machen, wo doch hier ein Mangel an Fachkräften herrscht. In China an der entfesselnden Marktwirtschaft teilhaben und profitieren, während dort die Menschenrechte mit Füßen getreten wird und das Riesenreich auch im Ausland nicht zimperlich ist. Den Begriff Erfolg lediglich auf das "Ich" beziehen, denn Klöden sprach stets von "ich will was erreichen", "ich will erfolgreich sein". Soll dies das Vorbild für die jungen Studenten sein? Welche ethischen Werte werden in ökonomischen Studiengängen eigentlich vermittelt? Und zuletzt: Wie resümiert so ein Selfmade-Mann sein Leben, wenn er einst alt ist auf die Frage antwortend, was habe er der Gesellschaft gegeben? Eines hat der Vortrag gebracht, denkt man: Zumindest über all das nachzudenken, hat Daniel Klöden Anstoß gegeben.

Autor*in
Frank Blenz

Frank Blenz arbeitet als freier Autor, Journalist und Fotograf, schreibend für Lokalzeitungen und Wochenblätter; ist Texter, Musiker, Veranstalter (Podiumsdiskussionen, Konzerte) beheimatet in Plauen und Region Vogtland.

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