Helmut Schmidt: „Stolz, dass er einer von uns war“
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Der Tod des früheren Bundeskanzlers (1974 bis 1982) Helmut Schmidt hat über alle Parteigrenzen hinweg betrübte Reaktionen hervorgerufen. „Wir verneigen uns vor der Lebensleistung von Helmut Schmidt“, schrieb der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel. „Er lebte für die Politik und die Aufklärung der Bürgerinnen und Bürger. Er hat sich um unser Land und unsere Partei verdient gemacht.“ Per Twitter ergänzte Gabriel über Schmidt, der fast 70 Jahre Mitglied der SPD war, er sei stolz, „dass er einer von uns war. Seine Urteilskraft und sein Rat werden uns fehlen.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel hob Schmidts „persönliche Bescheidenheit“ sowie sein „Pflichtbewusstsein“ hervor. „Helmut Schmidt war eine politische Institution der Bundesrepublik, er war für mich eine Instanz, einer, dessen Rat und Urteil mir etwas bedeuteten“, so die Bundeskanzlerin. Auch Frank-Walter Steinmeier zeigte sich vom Tod des Altkanzlers betroffen. „Wir Deutschen haben eine Vaterfigur verloren“, sagte der Außenminister. „Helmut Schmidt hat uns und unser Land tief geprägt. Generationen – auch ich – haben seine Klugheit und Autorität gesucht und geschätzt – bis an sein Lebensende in einem gesegneten Alter.“
„Minister, Kanzler, Mentholzigaretten“
Per Twitter äußerten sich auch die Vertreter anderer Parteien. „Oft streitbar, aber unbestreitbar ein großer Staatsmann“, schrieben etwa die Grünen. Und Linken-Chef Bernd Riexinger fasste Schmidts politisches Leben in fünf Schlagworten zusammen: „Sturmflut, Minister, Kanzler, Kaffee und Mentholzigaretten – prägende Bilder. #HelmutSchmidt war großer Sozialdemokrat.“
Für Bundestagspräsident Norbert Lammert war der Altkanzler „eine der bedeutendsten politischen und intellektuellen Persönlichkeiten unseres Landes“. In der ganzen Welt habe Helmut Schmidt höchste Reputation als Staatsmann genossen, der deutsche Politik berechenbar gemacht habe, „weil sie auf Nüchternheit und Rationalität, Toleranz und Weltoffenheit beruhte“.
Hamburg bis zum Schluss in Zuneigung verbunden
„Er fand auch bei jenen Gehör, die ihre Ohren sonst für die Politik verschlossen hatten“, hob Hamburgs Erster Bürgermeister OIaf Scholz in einer ersten Reaktion auf Schmidts Tod hervor. Als Mitglied der Kriegsgeneration sei die Sicherung des Friedens für ihn eine Lebensaufgabe gewesen. Bei aller Weltgewandtheit sei Schmidt Hamburg stets eng verbunden geblieben. „Sein Verhältnis zu seiner Heimatstadt war geprägt von tiefer Zuneigung“, betonte Scholz.
Der langjährige SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel lobte, dass Schmidt sich auch lange nach seiner aktiven Politikerlaufbahn immer wieder eingemischt habe. „Das Vertrauen der Menschen genoss er auch noch in hohem Alter. Sie hörten auf seine Kommentare und Urteile und schätzen die Nüchternheit, mit der er sich äußerte. Sie wussten auch, dass kaum einer über ein so reiches Maß an politischer Erfahrung verfügte wie er.“
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.