Exportweltmeister, Globalisierung, Shareholder Value, Hedge Fonds. Das sind Begriffe, die nicht mehr nur Unternehmer umtreiben. Diese Begriffe haben es bis in das Bewusstsein der
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geschafft. Und sie verheißen nichts Gutes. Denn sie lassen eins unberücksichtigt: die Bedingungen, unter denen die Beschäftigten arbeiten müssen. Woran liegt das?
Auswirkungen der Globalisierung
Globalisierung und der weltweite Verkauf von Gütern haben in Deutschland dazu geführt, dass mittlerweile jeder dritte Arbeitsplatz auf dem Export beruht. Das führt zu einem zunehmenden
Wettbewerb zwischen Unternehmen und Volkswirtschaften. Industrieländer reagieren mit der Entwicklung, neuer, innovativer Produkte, Entwicklungsländer versuchen sich mit niedrigen Kosten dagegen zu
wehren. Der Preis bei letzteren sind fehlende Arbeits- und Sozialstandards.
Was können Konsumenten tun? Fragen sie sich, woher die Produkte stammen, die sie konsumieren? Unter welchen Bedingungen sie hergestellt werden? Die Steuerung des weltweiten Marktes durch das
Konsumverhalten wäre eine Möglichkeit, die Unternehmen zu beeinflussen, meinte Peter Struck, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. Das allein reiche aber nicht. Unternehmer müssten von sich aus
aktiv für humane und umweltverträgliche Arbeitsbedingungen eintreten. Auch sie müssten sich ihrer Verantwortung für Mitarbeiter, Umwelt und Gesellschaft bewusst werden.
Soziale Gestaltung
Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer. Für einige bringt die Globalisierung Wohlstand, andere werden durch sie arm. Dies sei der größte Widerspruch unserer Zeit, so Arbeits- und
Sozialminister Olaf Scholz. Deshalb müsse die Globalisierung sozial gestaltet werden. Nur dann könne sie ein Stück Freiheit für alle bedeuten. Aufgabe einer selbstbewussten Politik sei es, der
Globalisierung klare Regelungen und Normen entgegenzusetzen. Scholz sieht die zentralen Ziele in die Förderung sozialer Standards, der Förderung verantwortungsbewusster Unternehmensführung und
Investitionen in Sozialschutzsysteme.
Im Mittelpunkt stehen dabei die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO): das Recht auf Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen, die Beseitigung der
Zwangsarbeit, die Abschaffung der Kinderarbeit und das Verbot der Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf, so der Exekutivdirektor der ILO, Kari Tapiola. Besonderen Wert bei der Umsetzung dieser
Normen lege die ILO auf den Mechanismus der dreigliedrigen Zusammenarbeit mit Regierungen, Arbeitnehmern und Arbeitgebern. An dem Ratifizierungsgrad der Normen von weltweit etwa 90 Prozent könne
man den Erfolg dieses Vorgehens erkennen, so Tapiola.
"Die tatsächlich gefühlte Ungerechtigkeit hingegen nimmt zu", so der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Adam Opel AG, Klaus Franz. Die Unternehmen versuchten, die Sozialstandards zu
unterlaufen. Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, sei ein offener und vertrauensvoller Dialog auf Augenhöhe ganz wichtig. Transparenz und eine gemeinsame Sprache seien Voraussetzungen, die
Beteiligten in den Entscheidungsprozess einzubeziehen. Außerdem spielten die unterschiedlichen Kulturen in multinationalen Unternehmen eine große Rolle und müssten bei der Organisation der
Standards berücksichtigt werden.
Sozialpartnerschaft
Die soziale Gestaltung der Globalisierung ginge nur gemeinsam, bekräftigte Scholz. Auf EU-Ebene sei man mit gemeinsamen Regeln schon ein gutes Stück vorangekommen. Nach der Doha-Runde der
Welthandelsorganisation werde deshalb dort wieder verstärkt über Soziales Handeln gesprochen werden. Die Beiträge der Sozialpartner seien dabei von großer Bedeutung.
Die Sozialpartnerschaft in Europa ist ein hohes Gut. Sie ist der Schlüssel dafür, dass alle Beteiligten in Arbeits- und Sozialfragen - auch grenzüberschreitend - erfolgreich zusammenarbeiten.
Deren Verbreitung in der Welt führt zu humaneren Arbeitsbedingungen und sorgt dafür, dass die Kluft zwischen Arm und Reich nicht noch größer wird.
Mamke Kühl
0
Kommentare
Noch keine Kommentare