Inland

GEW: 24 000 zusätzliche Lehrkräfte nötig

Die steigenden Flüchtlingszahlen stellen auch das deutsche Bildungssystem vor große Herausforderungen. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) drängt auf Bildung von Anfang an und hat in Berlin ein entsprechendes Maßnahmenpaket vorgestellt.
von Marisa Strobel · 8. Oktober 2015
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Bildung von Anfang an, das fordert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Auf einer Pressekonferenz am Donnerstag in Berlin präsentierte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe ein Paket mit bildungspolitischen Maßnahmen. „Bildung ist ein Menschenrecht und gilt für jeden und jede “, betonte Tepe und weiter: „Für uns ist der Erwerb der deutschen Sprache der Schlüssel zur Integration.“

Die GEW rechnet in den kommenden zwölf Monaten bundesweit mit rund 300 000 zusätzlichen Schülerinnen und Schülern. In den Kitas werden den Schätzungen zufolge bis zu 100 000 geflüchtete Kinder betreut werden. Hierzu seien bis zu 24 000 weitere Lehrkräfte und 14 000 Erzieherinnen und Erzieher notwendig. Gerade an Schulen werden vor allem Lehrkräfte mit der Qualifikation „Deutsch als Zweitsprache“ benötigt. Da dieser Personalbedarf voraussichtlich nicht gedeckt werden kann, müsse über entsprechende „Crashkurse für pädagogisch qualifizierte Menschen“ nachgedacht werden, sagte die GEW-Vorsitzende. Auch pensionierte Lehrkräfte mit der Qualifikation für Sprachen könnten zeitlich begrenzt eingesetzt werden.

„Da ist noch Luft nach oben“

„Kitas, Schulen, Berufsschulen, Hochschulen und Weiterbildungseinrichtungen müssen jetzt so ausgestattet werden, dass Flüchtlinge und Asylsuchende eine individuelle und bedarfsgerechte Sprachbildung erhalten“, forderte Tepe. Auf Kita-Ebene hob sie das bundesweite Programm „Sprach-Kitas“ empor, das 4000 Kindertagesstätten mit Geld für eine zusätzliche halbe Fachkraft unterstützt. Im Hinblick auf die 40 000 bis 50 000 Kitas in Deutschland stellte Tepe im gleichen Atemzug klar: „Da ist noch Luft nach oben.“

Zu den Handlungsempfehlungen zählen neben der personellen Aufstockung auch rechtliche Anpassungen. So fordert die GEW eine sichere Aufenthaltsperspektive bis zum Abschluss der Ausbildung sowie eine Aufhebung der Residenzpflicht, um den Asylsuchenden die mögliche Mobilität für Bildung und Ausbildung zu verschaffen. Auch auf die Ausbildungs- und Studierverbotsauflagen durch Ausländerbehörden müsse verzichtet und der Hochschulpakt aufgestockt werden, um Flüchtlingen die Möglichkeit zum Studienabschluss zu ermöglichen.

Um die Pädagogen im Umgang mit den vielfach traumatisierten Kindern nicht allein zu lassen, fordert die GEW darüber hinaus mehr schulpsychologische Unterstützung und psychosoziale Beratungszentren. Die zusätzlichen Kosten beziffert Tepe mit rund drei Milliarden Euro und sieht vor allem den Bund in der Pflicht: „Die Bundesregierung muss Länder und Kommunen in die Lage versetzen, diese Aufgaben lösen zu können.

Autor*in
Marisa Strobel

ist freie Journalistin in Berlin. Von 2011 bis 2013 hat sie beim vorwärts volontiert.

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