Finanzmarktkrise: Musterbeispiel fehlender Nachhaltigkeit
Angela Merkel hat den Rat für Nachhaltige Entwicklung im Mai 2007 neu berufen. Die Mitglieder des Rates entwickeln Beiträge für die Nachhaltigkeitsstrategie und -politik der Bundesregierung.
Für den Vorsitzenden des Nachhaltigkeitsrats, Dr. Volker Hauff, heißt nachhaltige Entwicklung, "Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu
berücksichtigen". Er begrüßte Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Jahreskonferenz in Berlin.
Globales Denken gefordert
"Zukunft verantworten bedeutet in erster Linie ein Loslösen von kurzfristigen, egoistischen Debatten hin zu einer langfristigen Denkweise", eröffnete Angela Merkel ihre Ansprache. Denn die
Folgen des kurzfristigen und regional bezogenen Handelns seien zunehmend verheerend. Die Fähigkeit, global zu handeln, sei laut Merkel längst nicht so ausgeprägt wie es nötig wäre. "Im globalen
Maßstab können wir uns nur für Nachhaltigkeit einsetzen, wenn wir zuhause unsere Hausaufgaben gemacht haben!", unterstrich sie.
Mit dem Fortschrittsbericht 2008 stellte die Bundeskanzlerin die nach 2004 zweite Bestandsaufnahme vor: Die vier inhaltlichen Schwerpunktthemen des Berichts sind Klima/Energie, nachhaltige
Rohstoffwirtschaft, demographischer Wandel und Welternährung. Weil die Indikatoren beibehalten wurden, ist die Vergleichbarkeit gesichert und "kein bisheriger Fortschrittsbericht
aussagekräftiger", so Merkel. Fortschritte gab es dennoch beispielsweise beim Klimaschutz, den Erneuerbaren Energien und dem wirtschaftlichen Wohlstand. Ein unbefriedigendes Ergebnis stellte sich
etwa beim Neuverbrauch von Flächen und den Gehälterunterschieden bei Männern und Frauen heraus.
Gedächtnisstütze namens Nachhaltigkeit
Die Bundeskanzlerin unterstrich die Bedeutung von Nachhaltigkeit als übergeordnetem Leitprinzip der Politik. Eine Nachhaltigkeitsstrategie könne nur auf der Grundlage von vieldimensionalem
Denken entstehen. "Die Finanzmarktkrise ist ein Beispiel für das Gegenteil von nachhaltigem Handeln", betonte Angela Merkel. Trotzdem sei es "falsch, von Klimazielen abzurücken, nur weil wir
wirtschaftliche Schwierigkeiten haben". Gerade jetzt gebe es viele Handlungsoptionen. "Es ist wichtig, dass wir diese zukunftsfähig gestalten."
Wirksamkeit und Verbindlichkeit sind die Ziele des Nachhaltigkeitsrats. Um diese einhalten zu können, will die Bundesregierung ein Nachhaltigkeitsmanagement einführen. Künftig sollen alle
Gesetze und Verordnungen vor dem Beschluss auf Nachhaltigkeit überprüft werden. Die Bundeskanzlerin hofft, dass es selbstverständlich wird, Nachhaltigkeit in das alltägliche Denken zu
integrieren.