"Einige betrachteten das Gerätehaus und die Feuerwehr offenbar mehr als persönliches Eigentum, denn als hoheitliche Aufgabe", sagte Stein. Er sprach in diesem Zusammenhang auch von "mafiösen
Strukturen". Laut Kommunalverfassung ist dieser Schritt erlaubt, wenn eine Pflichtfeuerwehr eingerichtet wird. Bisher kam es in Deutschland noch nie vor.Für die neue Pflichtwehr hätten sich bereits
20 Frauen und Männer angemeldet, so Stein. Die Feuerwehr sei nach 24 Stunden wieder bei der Kreisleitstelle angemeldet gewesen, man sei mit einem Löschzug einsatzfähig. Allerdings brauche die Wehr
38 Mitglieder, um vollständig zu sein.
Jetzt soll die Pflichtwehr die Aufgaben des Brandschutzes übernehmen. Im Landesbrandschutzgesetz heißt es, dass alle Einwohner zwischen 18 und 55 Jahren verpflichtet werden können, ihrer
Gemeinde ehrenamtlich zu helfen. Davon machte Malchow nun Gebrauch.
Seit Februar hat die Wehr in Malchow keine Führung und auch nicht ausreichend Mitglieder. Anlass für die Auflösung der Freiwilligen Feuerwehr war die Wahl eines neuen Wehrführers - es gab
zwei Kandidatenvorshcläge. Einer war vom zuständigen Ausschuss als nicht geeignet eingestuft worden, die Feuerwehr wollte aber diesen durchsetzen. Nach einer fünfmonatigen Vertagung wiederholte
sich das Spiel. Laut Bürgermeister Stein war deshalb die Einsatzbereitschaft nicht gewährleistet. Am Rande der Stadtvertretersitzung kam es zu lautstarken Auseinandersetzungen. Die Mitglieder der
Feuerwehr waren mit ihren Fahrzeugen vorgefahren und gaben nach der Veranstaltung demonstrativ die Autoschlüssel ab.
Mitten in der Nacht ließ Stein dann die Schlösser des Gerätehauses austauschen. Der neue Wehrführer der Feuerwehr dürfte der Mann sein, den die Stadt für die beste Wahl hielt. Die Unruhe
wegen der Feuerwehr reichte bis in die DDR-Zeit zurück so weiss die Frankfurter Allgemeine Zeitung, einige Nachbarfeuerwehren beschwerten sich, dass die Malchower stets die Einsatzleitung an sich
hätten reißen wollen.
Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. August.
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