Man muss ihn wohl einen Pionier nennen. Als Franz Ehrnsperger Anfang der 70er Jahre die Brauerei von seinem Vater übernahm, war Bio eine kleine Nische. Heute ist Neumarkter Lammsbräu die größte Brauerei für ökologisches Bier in Deutschland und macht mit der Kampagne "Fair zum Bauern" von sich reden. Das Unternehmen wurde für seine nachhaltige Unternehmensstrategie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Umweltpreis.
Ein Euro mehr pro Kiste für die heimische Landwirtschaft
Wie kam es dazu? Am Anfang stand die Unzufriedenheit. Die Qualität der Brauereirohstoffe Hopfen und Gerste wurde wegen der industriellen Agrarproduktion schlechter. Als Ehrnsperger sich nach besseren Rohstoffen umsah, suchte er Biobauern. Davon gab es aber damals in der Region einen einzigen.
Der Brauer wollte seine Rohstoffe dennoch aus der Region beziehen und begann eine mühsame Aufbauarbeit. Er überzeugte die Bauern, ihm bessere und biologisch erzeugte Rohstoffe zu liefern. Im Gegenzug erklärte sich die Brauerei bereit, Fünfjahresverträge einzugehen und das Zwei- bis Dreifache des marktüblichen Preises zu zahlen. Pro 20er-Kiste Bier geht so ein Euro mehr an die heimische Landwirtschaft als bei herkömmlichen Brauereien. 2006 entwickelte das Unternehmen dafür den Slogan "Fair zum Bauern". "In Zeiten, in denen die Landwirte zunehmend den Zwängen des Marktes ausgesetzt sind, wissen sie es zu schätzen, dass sie einen festen Abnehmer haben", sagt Thomas Weiß, Nachhaltigkeitsbeauftragter des Unternehmens.
Höchste Biobauerndichte in Nordbayern
Seit 1995 werden ausschließlich Braurohstoffe aus ökologischem Anbau verwendet. Vertrieben wird das "Genussbier" in der Region und im Naturkosthandel an Käufer, die bereit sind, dafür mehr zu zahlen. Der Biolandwirtschaft beschert das pro Jahr mehr als 500 000 Euro zusätzliches Einkommen. Inzwischen herrscht im Landkreis Neumarkt und Umgebung die höchste Biobauerndichte in Nordbayern. Darüber hinaus sichert Lammsbräu mit seinem Unternehmenskonzept mehr als 300 Arbeitsplätze direkt oder indirekt. 2006 wurde dem alkoholfreien Bier der Neumarkter Lammsbräu wissenschaftlich eine gesundheitsfördernde Wirkung bestätigt. "Wir sind die einzige Brauerei in Europa, die das auf ihre Flaschen kleben darf", sagt Weiß.
Hopfenbauern konkurrieren mit Betreibern von Biogasanlagen um Land
Außerdem sponsert die Brauerei jedes Jahr zwei Biobetriebe, damit sie auf ihrem Land Artenschutz betreiben. Dazu wird analysiert, wie die Artenvielfalt auf dem Hof verbessert werden kann. Blühstreifen werden angelegt als Futter für Insekten und mehr Rückzugsmöglichkeiten für Vögel und Niederwild. Doch die Idylle ist bedroht. "Wir hätten sehr gerne noch mehr Lieferanten aus der Region", sagt Thomas Weiß. Aber Land zu pachten wird immer teurer. Grund sind die Biogasanlagen. Pachtland für die Biobauern wird knapp und teuer, weil auf immer mehr Flächen Mais für Biogas angebaut wird. Weiß: "Wir haben vor der Haustür einen Bauern, der für uns Getreide anbaut. Der ist von einem auf das andere Jahr von Mais-Monokulturen umgeben und kann die Flächen, die er haben möchte, nicht mehr bekommen."
Firmenporträt Neumarkter Lammsbräu Geschäftsfeld: Ökologische Biere und Bio-Erfrischungsgetränke
Firmensitz: Neumarkt in der Oberpfalz
Gegründet: 1628
Beschäftigte: 80
Produktion: 60 000 Hektoliter Bier pro Jahr
Sortiment: 16 verschiedene Sorten Bio-Bier