Der Parteivorstand sagt Danke. Im Beisein des Malers Johannes Heisig überreichte SPD-Chef Sigmar Gabriel ein Willy-Brandt-Porträt an Kurt Beck. Er würdigte damit die langjährigen Verdienste des ehemaligen Parteivorsitzenden und Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz.
Die feierliche Übergabe eines Brandt-Porträts, gemalt von Johannes Heisig, war ein „kleines Zeichen unserer Dankbarkeit“ an Kurt Beck, so Sigmar Gabriel am Montag im Willy-Brandt-Haus in Berlin. Beck hatte 2006 bis 2008 in der Nachfolge von Bebel und Brandt das Amt des Parteivorsitzenden der SPD inne. Dies in einer Zeit schwieriger Umbrüche, in der sich die Partei nach der rot-grünen Regierung und noch dazu während der ersten großen Koalition neu finden musste, unterstrich Gabriel: Und zudem begleitet von einer Medienberichterstattung, deren Kreuzfeuer der Kritik alles Bisherige sprengte.
Hamburger Programm mit Becks Handschrift
Sigmar Gabriel nannte Kurt Beck „beständig, volksnah, aufrichtig“, er würdigte dessen Tatkraft, tiefes Gerechtigkeitsempfinden und große Integrationskraft. „Sein Wort gilt“ und „er drückt sich nicht um Verantwortung“. Das 2007 verabschiedete neue Hamburger Grundsatzprogramm der SPD trägt, so Gabriel, Kurt Becks Handschrift. Es löste das Berliner Programm von 1989 ab, in dem Europa noch als geteilt galt, und enthält wegweisende wirtschafts- und sozialpolitische Schlussfolgerungen aus Globalisierung und Finanzmarktkapitalismus. In den intensiven Diskussionen ums Programm gelang es, Fliehkräfte einzufangen und die Besinnung auf sozialdemokratische Wurzeln mit neuen Antworten für das 21. Jahrhundert zu verbinden.
Kurt Beck, der für Anstand und Fairness in der Politik steht, war nur eine kurze Amtszeit beschieden. Doch die konnte er nutzen, manche Wunden des Agenda-Prozesses zu heilen und die SPD wieder an die Gewerkschaften anzunähern. Er half, Perspektiven über die Große Koalition hinaus zu entwickeln, wie den Mindestlohn, flexible Rentenübergänge oder eine gerechte Steuer- und Abgabenpolitik.
Dankbarkeit für Jahre in der SPD-Spitze
Kurt Beck verwies in seiner Antwort darauf, dass auch für ihn, wie für viele, Willy Brandt ein entscheidender Wegbereiter war, Sozialdemokrat zu werden. Er selbst sei dankbar dafür, selbst aus kleinen Verhältnissen kommend – auch wenn es Phasen gab, die schwierig waren – so viele Jahre in der SPD an wichtiger Stelle für die Bürgerinnen und Bürger arbeiten zu dürfen. Ein bescheidener Kurt, wie wir ihn kennen.
Die Auftragsarbeit des SPD-Parteivorstandes als Geschenk für Kurt Beck ist bereits das siebte eigenständige Willy-Brandt-Porträt von Johannes Heisig. Professor Johannes Heisig, berühmter Maler und Sohn des verstorbenen ostdeutschen Malerfürsten Bernhard Heisig, verriet, dass dieses künstlerische Zwiegespräch mit Biographie, Charakter und Charisma von Brandt rund ein Jahr dauerte. Wir sehen schließlich einen heftig argumentierenden Willy, seine Sensibilität und argumentative Klarheit begegnen uns, die Komplexität seiner Persönlichkeit scheint auf – nein eigentlich kann man so ein meisterhaftes Portrait nicht beschrieben, man muss es betrachten.
Bekenntnis zur deutschen Kulturnation
Willy Brandt hat es Johannes Heisig (60), von dem es auch intensive Porträts von Egon Bahr, Johannes Rau und Peer Steinbrück gibt, besonders angetan. Er entdecke in Brandt einen „Mann voller Stärke, aber auch einen Mann mit Zweifeln“. „Es ist“, so Heisig, „diese besondere Fähigkeit, gelegentlich Zweifel am eigenen Tun zu haben, die gerade auch jetzt und heute einen politisch Mächtigen in besonderer Weise auszeichnen sollte“. Da ist sie nochmals, die einzigartige Verbindung Willy Brandts mit der Kultur, von der mancher Kontakt mit älteren Künstlern und Schriftstellern heute noch zehrt.
Fragt man Heisig, was ihn an Brandt fasziniere, so spricht er von dessen „eigentümlicher Zugewandtheit“ und verweist besonders auf dessen Gesicht und Hände. Welch ein passendes Geschenk für den jüngst 65 Jahre alt gewordenen Kurt Beck, der 19 Jahre erfolgreicher Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz war und jetzt Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung ist. Sein Lebensmotto wurde sprichwörtlich: „Immer nah bei de Leut“.