Inland

Die Menschenfeinde

von ohne Autor · 14. Dezember 2007
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Der Druck schwieriger werdender ökonomischer Verhältnisse hat Auswirkungen auf die Einstellungen gegenüber anderen Menschen. Dies fanden die Bielefelder Wissenschaftler heraus. Sie beobachten zudem ein zunehmendes Eindringen von Kalkülen der Marktwirtschaft in die Gesellschaft. Offensichtlich werde dies im Denken der Menschen, die sozialen Beziehungen eine nachrangige Bedeutung gegenüber Effizienzorientierung und der Ausnutzung von Chancen für den sozialen Aufstieg geben. Langzeitarbeitslose, Obdachlose, Eingewanderte oder Behinderte würden auf diese Weise abgewertet. Ökonomisch erzeugte Ungleichheit werde in eine "Ideologie der Ungleichwertigkeit" umgewandelt.

Von einer "Ökonomisierung der Gesellschaft" sprach der Leiter der Studie, Professor Wilhelm Heitmeyer. "Die statistische Arbeitslosigkeit nimmt ab, die soziale Spaltung gleichzeitig zu", bilanzierte er. Dieser Trend sei deshalb besonders brisant, weil Rechtsextreme dort mit ihrer Ideologie ansetzen könnten.

"Die Angst vor denen da oben ist der Sorge gewichen, zu denen da unten zu gehören", sagte Bundesverkehrs- und Bauminister Wolfgang Tiefensee. Wenn darüber nicht öffentlich diskutiert werde, beraube man sich der Möglichkeit, etwas dagegen zu unternehmen. "Wir müssen Vereine und Projekte stärken, brauchen aber vor allem einen starken Staat."

Seit 2002 werden in der Langzeituntersuchung jährlich Ausmaße, Entwicklungen und Ursachen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in der Bevölkerung in repräsentativen Umfragen untersucht. Die Studie ist auf zehn Jahre angelegt und wird teilweise von der Volkswagen Stiftung finanziert. Die jährlichen Ergebnisse werden in der Reihe "Deutsche Zustände" im Suhrkamp-Verlag veröffentlicht.

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