Inland

DGB und Jusos fordern 635 Euro monatlich für Azubis

Viele Ausbildungsstellen in Deutschland bleiben unbesetzt. Mit einer Mindestausbildungsvergütung, die im Koalitionsvertrag schon vereinbart ist, sollen sie wieder attraktiver werden. Der DGB fordert 635 Euro monatlich im ersten Lehrjahr.
von Angelina Sortino · 6. August 2018
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Zwischen August und September beginnen viele junge Erwachsene in Deutschland mit ihrer beruflichen Ausbildung. Allerdings bleiben zahlreiche Ausbildungsplätze unbesetzt. Im vergangenen Jahr waren es laut Bundesagentur für Arbeit 48.984 Stellen – so viele wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr.

Schornsteinfegerlehrling bekommt 518 Euro im Monat

Einen möglichen Grund für die sinkende Attraktivität der beruflichen Ausbildung sieht der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in der geringen Bezahlung vieler Azubis. „Die Ausbildungsvergütung ist neben der Qualität in der Ausbildung und den späteren Beschäftigungsbedingungen ein weiterer wichtiger Faktor, um die Attraktivität einer Ausbildung zu erhöhen“, erklärt Elke Hannack, die stellvertretende Vorsitzende des DGB.

Wie viel ein Auszubildender für seine Arbeit erhält, hängt stark von der Branche ab, aber auch von der Region und dem Betrieb, in dem er angestellt ist. Ein Schornsteinfegerlehrling beispielsweise verdient nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung im Schnitt lediglich 518 Euro im Monat und das nur, falls sein Betrieb sich an die Tarifbeträge hält. Ist der Betrieb nicht tarifgebunden, kann er diesen Betrag um 20 Prozent unterschreiten. Bei den Maurerazubis sieht es hingegen deutlich besser aus. Allerdings sind hier die Unterschiede zwischen Ost und West sehr groß. In Ostdeutschland beträgt der durchschnittliche Tariflohn in der Ausbildung 915 Euro. Sein westdeutscher Kollege erhält mit 1110 Euro fast 200 Euro mehr im Monat.

Mindestausbildungsvergütung steht im Koalitionsvertrag

Um die finanzielle Situation der Lehrlinge zu verbessern, die monatlich nur ein paar Hundert Euro erhalten, fordert der DGB die Einführung einer Mindestvergütung für Auszubildende. Sie soll laut Elke Hannack ein Mindestmaß an Absicherung schaffen.

Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist eine solche Mindestausbildungsvergütung bereits vorgesehen. Ein entsprechendes Gesetzt soll bis August 2019 beschlossen werden.

ZDH ist gegen eine Untergrenze

Der DGB schlägt vor, dass die Untergrenze bei 80 Prozent der durchschnittlichen tariflichen Ausbildungsvergütungen des jeweiligen Ausbildungsjahres liegen solle. Im Jahr 2017 währen dies 635 Euro im ersten Lehrjahr, 696 Euro im zweiten Lehrjahr, 768 Euro im dritten Lehrjahr und im vierten Lehrjahr 796 Euro. Die tarifliche Ausbildungsvergütung dürfe aber weiterhin nicht um 20 Prozent unterschritten werden.

Holger Schwanneck, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, ist gegen die Einführung einer Mindestausbildungsvergütung. Er glaubt, dass eine solche Regelung vor allem Nachteile bringt. Schwanneck augmentiert: „Sollten Betriebe durch staatlich festgesetzte Mindestausbildungsvergütungen überfordert werden, würde sich das zwangsläufig negativ auf das bestehende Ausbildungsengagement gerade auch der kleineren Betriebe auswirken und sich vermutlich der ein oder andere kleinere Betrieb aus der Ausbildung zurückziehen.“ Schwanneck fordert, die Vergütung während der Ausbildung nicht mit einem normalen Lohn zu vergleichen. Azubis seinen noch keine vollwertigen Arbeitskräfte. „Während es beim Lohn oder Gehalt darum geht, seinen Lebensunterhalt vollständig zu bestreiten, ist eine Ausbildungsverhütung ein Zuschuss zum Lebensunterhalt während einer Zeit des Lernens und Erlernens“, so Schwanneck.

Azubis sollen auf eigenen Beinen stehen

Die Jusos unterstützen hingegen die Forderung des DGB. Der stellvertretende Juso-Bundesvorsitzende Sepp Parzinger sagt: „Durch die steigenden Lebenshaltungskosten sind viele junge Menschen in Deutschland gezwungen, sich zusätzlich zu ihrer Ausbildung in Vollzeit einen Nebenjob zu suchen. Wir finden, dass das nicht so sein sollte. Man muss sich auf die Ausbildung und das Lernen konzentrieren können.“ Nun komme es auf die Umsetzung der Ausbildungsmindestvergütung an. Parzinger fordert eine Mindestvergütung für alle Menschen, die sich in Ausbildung befinden. „Diese muss so hoch sein, dass alle Lehrlinge auch von ihrer Ausbildung leben können“, so Parzinger.

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Angelina Sortino

studiert Communication, Culture and Management und ist Praktikantin beim „vorwärts“.

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